Die Landschaftsmalerei.
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mit den bunten Bildern des thierischen Lebens, was die Sinne der Mei-
ster dieser Schule zur bildlichen Darstellung reizt. Es klingt durch ihre
Bilder etwas von der Freude und Wonne der ersten Tage der Schöpfung,
daher sie auch gern das Paradies selbst zum Gegenstands der Darstellung
wählen. Doch ist zu bemerken, dass ihre Behandlungsweise zumeist noch
etwas Conventionelles hat, was theils von der Befangenheit des künstle-
rischen Versuches herrühren mag, theils aber auch aus ihrem, noch un-
mittelbaren Verhältniss zu den Manieristen des 16. Jahrhunderts zu ent-
springen scheint. Zu den vorzüglichsten Künstlern dieser Schule gehört
zunächst Johann Breughel (1569-1625), Sohn Peter Brcughels des
älteren, gewöhnlich der Sammt- oder Blumenbreughel genannt;
seine Schüler sind Peter Gyzens und Jacob Fouquiers. Sodann
David Vinckebooms und Roland Savery (1576-1639), der letz-
tere durch eine gewisse grossartigere Fassung ausgezeichnet. Verschie-
dene Andere schlossen sich ihrer Richtung an. J odocus de Momper
unterscheidet sich von ihnen durch eine phantastische Bildung des Erd-
reichs. Dann aber tritt Rubens auch in dies Fach der Kunst mit
seiner gewaltigen Naturkraft hinein, und löst jene conventionellen Ele-
mente zum freien, freudig und mächtig bewegten Leben. Als seine Nach-
folger im Fache der Landschaft sind Lucas van Uden und Peter
Snayers hervorzuheben, besonders aber Jan Wildens, den Rubens
selbst vielfach beschäftigte.
Anders zeigt sich die Schule von Holland, deren Leistungen, erst
nach dem Ende des 16. Jahrhunderts beginnend, gleich den Leistungen
der holländischen Portraitmalerei vorerst auf eine durchaus schlichte und
unbefangene Nachbildung der heimischen Umgebungen gerichtet sind,
hierin aber schon ein ansprechendes heimathliches Gefühl erkennen las-
sen. In solcher Weise erscheinen die Landschaftsbilder des J. Gerrit
Cuyp, des Theodor Camphuysen und vornehmlich die des Johann
van Goyen (1596-1656) und der ihm verwandten Salomon Ruys-
dael und Peter Molyn des Aelteren. Als Schüler van Goyenls ist
Adrian van der Kabel zu nennen, der jedoch von seinem Meister
sehr wenig beibehalten hat. Zu bedeutenderer Entwickelung wird die
holländische Landschaftsmalerei durch den unmittelbaren Einfluss des
Rembrandt gefördert, der in einzelnen landschaftlichen Bildern die
entschiedene Gewalt seiner subjektiven Eigenthümlichkeit, auch hier in
den Effekten des Lichtes und des spielenden Helldunkels eine besondere
Stimmung zum Ausdruck zu bringen wusste. Unter solchen Verhält-
nissen bilden sich mannigfache Erscheinungen von bedeutsamem Gepräge
aus; weniger auf grossartige Formen und Massen gerichtet, vielmehr den
schlichten Vorbildern der Heimath getreu, ist in diesen Landschaften das
Weben und Schaffen der Natur mmdersam aufgefasst, so dass uns hier
die Natur geistig belebt und dem Gemiithe des Menschen verständlich
gegenübertritt. S0 zunächst in morgenlicher Frische und Heiterkeit, da-
von die Bilder des Joh. Wynants (1600-1677) erfüllt sind; in den
lieblich dämmernden Mondbildern des Artus van der Neer (1619 bis
1683); in dem traulichen Behagen, welches durch die anmuthigen Blätter
Kugler. Handbuch der Kunstgeschichte. II. 31