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Die bild.
Kunst d.
18. Jahrh.
Historienmalerei.
waren und die den speciellen Namen der Shakespeare-Galerie führen.
Hiedurch war der freieren Bewegung der Kunst und dem Zurückgehen
auf einfach natürliche und ergreifende Gefühle wenigstens die Bahn ge-
öffnet; zugleich schlossen sich den Darstellungen dieser Art, nicht unvor-
theilhaft, auch manche, die unmittelbar der Zeitgeschichte entnommen
waren, an. Zu den bedeutendsten Künstlern, bei denen sich dieses Stre-
ben zeigt, gehören: Joshua Reynolds (1723-1792), ein energischer
Eklektiker, ausgezeichnet besonders in Bildnissen; ihm verwandt und im
Portraitfach nicht minder vortrefflich, ja durch hellere Färbung und fei-
nen Silberton bisweilen an van Dyck erinnernd, dabei jedoch durchaus
selbständig und ächt englisch, Thomas Gainsborough (1727-1788),
George Romney, der Amerikaner Benjamin West, James Barry,
John Opie, James Northcote, Thomas Stothard (der bedeu-
tendste in Rücksicht auf Strenge des Styles, zugleich geistreich lmd voll
Anmuth der Erfindung), Richard Westall, u. s. w. Obgleich, wie
bemerkt, an sich nicht eben von selbständig höherer Bedeutung, leiten
doch diese Künstler, mehr als andere, zu der Kimstepoche der Gegen-
wart herüber.
Kabiuennalerei.
Diejenigen Gattungen der Malerei, welche der Historienmalerei für
gewöhnlich als untergeordnete gegenübergestellt werden, Genre, Land-
schaft, Stillleben u. s. w., fassen wir unter dem Namen der Kabinetma-
lerei zusammen. (Das Portrait schliesst sich, seiner ganzen Behandlung
nach, unmittelbar der Historienmalerei an; wir haben demnach auf die
grosse Reihe der Portraitmaler, die in der Periode des 17. Jahrhunderts
auftreten, im Vorigen hingedeutet.) Es ist bereits bemerkt worden, dass
diese Gattungen der Kabinetmalerei, in ihrer selbständigeren Bedeutung,
vorzugsweise erst dem 17. Jahrhundert angehören und dass sie zumeist
von niederländischen, insbesondere von holländischen Künstlern in Aus-
übung gebracht wurden. Die Trennung der Kunst aus dem kirchlichen
Verbande, welche durch den Protestantismus verursacht ward, ist als einer
der vorzüglichsten Gründe für diese Erscheinung anzuführen; doch ist
dies Verhältniss nicht einseitig so aufzufassen, als ob die Kabinetmalerei
ausschliesslich nur deniholländischen Protestanten angehöre; auch ander-
weitig musste das freie, naturalistische Element, das für diese Zeit im
Allgemeinen so charakteristisch ist, zu ähnlichen Erscheinungen Führen
und als einen von den frühestemund entschiedensten Genremalern haben
wir Oben Quintin Messys bereits kennen gelernt. In solchem Betracht
unterscheiden wir vornehmlich auf der einen Seite die niederländischen
Richtungen in den Gattungen der Kabinetmalerei, auf der andern die
italienischen; die letzteren werden zum Theil durch Italiener selbst, zum
Theil aber (und mehr als durch diese) durch Nordländer, welche sich
in Italien und nach den Formen der italienischen Natur bildeten, ver-
treten.