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bild. Kunst
Die
18. Jahrh.
Historienmalerei.
in breiter, ma.rkiger Farbenbehandlung, in wunderbarer Entwickelung der
Luftperspective und des Helldunkels weiss er die einfachste Natur mit
überwältigender Wahrheit hinzustellen. Obwohl als Bildnissmaler vor-
wiegend beschäftigt, ist er nicht minder frei und gross in humoristischer
Schilderung des Lebens wie in ergreifenden religiösen Darstellungen. Seit
dem Jahr 1622 hatte er, als Hofmaler Philipps IV., seinen Aufenthalt
in Madrid genommen, wo das königl. Museum sehr ausgezeichnete
Ilauptwerke seiner Hand aufbewahrt. Darunter namentlich das grosse
Meisterwerk der Uebergabe von Breda; das nicht minder bewunderungswür-
dige Bild der „Meniaas" u. a. m. Andere bedeutende Werke in der Samm-
lung des Belvedere zu Wien. Unter seinen Schülern sind J uan de
Pareja, gen. el Esclavo, Nicolas de Villacis und Juan Batista
de Mazo Martinez hervorzuheben. Andere ausgezeichnete Meister
der Schule von Sevilla sind: Alonso Cano (1601-1667), der Stifter
der sogenannten Schule von Granada, der sich aus einer ebenfalls ent-
schieden naturalistischen Richtung zu grösserer Wahl der Form empor-
zuheben strebte, womit er eine blühende Färbung und treifliche Model-
lirung zu verbinden weiss; und Pedro de Moya (1610-1666), der
etwa, wie auch sein Schüler uan de Sevilla, der Richtung des van
Dyck (nach welchem er sich in der That gebildet) vergleichbar ist;
vor Allem aber Bartolome Esteban Murillo (1618-1682), derjenige
Meister, in welchem das Streben der gesammteii spanischen Kunst seinen
höchsten Gipfelpunkt erreicht. Was oben von der spanischen Kunst über-
haupt gesagt ist, gilt im vollsten Maasse von Murillo, so jedoch, dass
seine früheren Bilder eine derbere und schlichtere Richtung, die späteren
eine grössere Zartheit und Milde erkennen lassen. ist ebenso ausge-
zeichnet in der Darstellung der niedrigen und gemeinen Erscheinungen
des Lebens, wie in der süssesten Holdseligkeit und Anmuth und wie in
dem Ausdrucke der begeistertsten, sich völlig hingebenden religiösen
Schwärmerei; oft vereint er diese Elemente der Darstellung auf eine
kühne Weise in den verschiedenen Theilen eines und desselben Bildes;
unerreichbar ist die Feinheit seiner Lufttöne, unbeschreiblich der Zauber
seiner Färbung. (Hauptwerke im Dom und im Hospital de la caridad zu
Sevilla, im Museum zu Madrid, im Louvre, u. s. w.; vortreffliche
Genrebilder meist aus früherer Zeit in der Münchner Pinakothek und
in Dulwich bei London. Seine besten Nachahmer sind: Pedro Nuitez
de Villavicencio, Meneses Osorio, Alonso de Tobar und Seba-
stian Gomez, der „Mulatte des Murillo." Neben ihm blühten noch,
als minder bedeutende Künstler der Schule, J uan de Valdez und Jo-
sef Antolinez.
Eine zweite Schule ist die von Madrid. Hier war besonders die
Richtung auf zarte Ausbildung des Colorits, im Sinne der Venetianer,
vorherrschend, und schon früher, durch J. P. de la Cruz, J. F. Navafßte
11, A., der Grund dazu gelegt. Solcher Richtung angemessen, und als
die eigentliche Hofschule von Spanien, ist dieselbe besonders reich an
ausgezeichneten Portraitmalßm. Zunächst treten hier einige aus Italien
(und zwar aus Toscana) gebürtige Maler auf, die, wie es scheint, jene,
durch Cigoli und dessen Zeitgenossen vertretene Richtung auf weiche