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K. Die
bild.
Kunst d.
J ahrh.
Historienmalerei.
Ferdinand B01, zeichneten sich durch eine schlichtere Behandlung im
Fache des Porhaits aus, indem sie mehr zu der Weise jener obenge-
nannten holländischen Bildnissmaler zurückkehrten, diese aber durch das
Rembrandfsche Helldunkel vortheilhaft zu steigern wussten.
Einen sehr wesentlichen Theil der niederländischen, und insbesondere
der holländischen Kunstbestrebungen macht sodann die Thätigkeit im
Fache der Kabinetmalerei (um diesen Ausdruck für Landschaft, Genre,
Stillleben u. s. w. zu gebrauchen) aus; hierauf kehren wir weiter unten
zurück.
Einige wenige unter den niederländischen Historienmalern des 17ten
Jahrhunderts stehen den heimischen Kunstbestrebungen fremd gegenüber,
indem sie sich ausschliesslich den italienischen Richtungen zuwand-
ten. So namentlich Gerhard Honthorst, gen. Gherardo dalle
N otti (1592-1662), der sich vornehmlich nach der Weise des Caravaggio
bildete und diese gern mit den Effekten einer nächtlichen Beleuchtung
verband. S0 auch Justus Sustermans, der als Bildnissmaler haupt-
sächlich dem Velazquez nacheiferte. Gerhard Lairesse (1640 bis
1711), einer der spätesten Historienmaler in den Niederlanden, folgt da-
gegen mehr der Richtung des N. Poussin, von dem weiter unten die
Rede sein wird.
Hieher gehören auch die wenigen deutschen Historienmaler, die für
diese Periode auf eine nähere Beachtung Anspruch haben. Ihre Studien
deuten ebenfalls vornehmlich auf Italien, indem sie, mit mehr oder weni-
ger Erfolg, eklektische und naturalistische Elemente zu verbinden streben.
Zu nennen sind: Joachim von Sandrart (1606-1688), Schüler des
G. Honthorst, Carl Screta (1604-1674), Johann Kupetzky (1666
bis 1740), u. a. m. Gleichzeitig mit, dem letzteren macht sich aber auch
eine sehr unerfreuliche Aufnahme der handwerksmässig dekorativen Be-
strebungen der Cortonisten bemerklich, bei Joseph Werner, Peter
Brande], Peter von Strudel, u. s. w. Einige bedeutendere Er-
scheinungen, die sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts in Deutschland
finden, waren gleichwohl nicht geeignet, ein eigenthümliches Leben zu
erwecken. In diesem Betracht sind namentlich hervorzuheben: Baltha-
sar Denner (1685-1749), der charakterlose Charakterköpfe im Styl
des Rembrandt mit peinlichster Sorgfalt auszuführen liebte; Ohr. W. E.
Dietrich (1712 bis 1774), ein handfertiger, aber im Grunde ziemlich
geisfloßer Nachahmer des Rembrandt und andrer Holländer sowie der
Franzosen und der Italiener; und Anton Rafael Mengs (1728-1779),
ein vielfach thätiger und vielfach gefeierter Künstler, Deutschland, Italien
und Spanien auf gleiche Weise angehörig, der aber nicht über das Stre-
ben eines neuen einseitigen und lahmen Eklekticismus hinauskam-
Die spanische Malerei.
Als ein höchsebedeutendes Glied in der Historienmalerei des 17ten
Jahrhunderts erscheint die Kunst von Spanien. Hier war es, wo die neu-
katholische Malerei (wenn ich mich dieses Wortes bedienen darf) ihren