und
Die niederländische
deutsche Historienmalerei.
469
dort ein andres Jugendbild, die Prophetin Hanna, bez. 1631. Zu den
berühmtesten Werken des Meisters gehört die Nachtwache und die Ver-
sammlung der Vorsteher der Tuchmachergilde, beide im Museum zu Am-
sterdam. Als ein vorzügliches Meisterwerk, in welchem Inhalt, Auffas-
sung und Darstellung im vollkommensten Einklange stehen, mag hier idas
Bild des tyrannischen Prinzen Adolph von Geldern mit seinem gefangenen
Vater, im Berliner Museum, genannt werden, A11 Porträts aus den
verschiedenen Epochen des Meisters ist namentlich die Galerie von C as-
sel sehr reich; 2 sodann die Sammlung der Eremitage in St. Petersburg,
die Nationalgalerie in London, sowie die Galerieen von Paris, Wien,
München. Mehrere ausgezeichnete Bilder mit bedeutsamen Oompositio-
nen in der Galerie zu Dresden.
Auch an Rembrandt schliesst sich eine bedeutende Anzahl von Schü-
lern und Nachfolgern an. Wo diese die subjective Richtung des Meisters
zu befolgen suchten, verfielen sie freilich, was sehr nahe liegen musste,
oft in eine nicht behagliche Manier; gleichwohl vermochten Einzelne von
ihnen auch in derselben Richtung sich frei und mit selbständiger Kraft
zu bewegen. S0 unter seinen Schülern vornehmlich Gerbrand van den
Eckhout, sodann J. Lievens, der Bildnissmaler Salomon Coningh
u. A.; ferner als Nachfolger, zum Theil in jener minder erfreulichen
Weise, sind zu nennen: Govart Flinck, Joris van Vliet (hauptsäch-
lich durch Radirungen bekannt), Jan Victor oder Fictoor, Arent der
Gelder, Leonard Bramer u. A. Einzelne Schüler, wie namentlich
S. Heller, die gräilich Schönbornische Gemäldesammlung zu Pommersfelden etc.
Bamberg 1845 S. 11. An eine Fälschung ist also im Entferntesten nicht zu
denken. Zudem sehen die Bezeichnungen ganz und gar unverdächtig aus. Die
doppelte Bezeichnung erklärt sich überdies auf's natürlichste aus der begreif-
lichen und verzeihlichen Freude des 21jährigen Künstlers an seinem wahrschein-
lich ersten grössern YVerk, in welchem ihm schon gelungen war, die malerischen
Gedanken und Anschauungen, die seine Seele bewegten, nach mühevollem Ringen
und noch unvollkommen zwar, doch deutlich und fasslich zur Erscheinung zu
bringen. Färbung wie Behandlung des Bildes sind noch grau und trocken, der
Ton ist schwer und undurchsichtig, die Pinselfühlung unsicher, rund, das gelbe
Licht an der Wand ist dick aufgetragen und wie aufgeklebt, dennoch lässt die
Lichtwirkung schon den künftigen Meister des _Helldunkels errathen. Auf die
Bezeichnungen zurückkommend so spricht die eine, der ausgeschriebene Name,
für die, auch von Scheltema angenommene Rechtschreibung desselben mit einem
einfachen d; die andre aber, das so früh schon von Rembrandt angenommene,
Später von ihm vereinfachte und modiiizirte Monogramm, ist noch wichtiger, in-
dem es nicht nur in den R und H mit angehängtem Haken den "Rembrand Her-
mans-zon" erkennen lässt, wie dieses sich auch III mehreren mir bekannten Be-
zeichnungen findet, sondern auch, in das R veriiochten ein deutliches P uns,
verführt, wodurch die alte Ueberlieferung des Vornamens P aul, welche jetzt plötz-
lich zu den veralteten Eründungen gezählt und verworfen wird, eine Art von Be-
gründung erhält. Von doppeltem Gewichte erscheint das Zeichen P in einem
Bilde, das den Apostel Paulus vorstellt, und es ist wohl erlaubt anzunehmen,
dass der junge Künstler, so eifriger Protestant er auch gewesen sein imd so we-
llig er an einen Schutzheiligen hierbei gedacht haben mag, doch eine _Vorliebe
für den Apostel Paulus, als seinen Namenspatron gehegt, und dass er 111 Folge
dessen die kräftige Gestalt des Apostels der Heiden zum Vorwurfe seines ersten
bedeutenden Werkes gewählt habe. O. M.
1 S. F. Kugler, Kleine Schriften, ll", S. 425,