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bild. Kunst d.
Die
Jahrh.
B. Historieximalerei.
als 1608) bis 1669, aus. Die Bilder seiner früheren Zeit, unter denen sich
das des Anatomen N. Tulp mit seinen Zuhörern (1632, Haager Mus.)
besonders auszeichnet, reihen sich im Wesentlichen denen der vorgenann-
ten Künstler an. Doch genügte dem Rembrandt diese schlichte Dar-
stellungsweise nicht; die leidenschaftliche Erregung der Zeit fand in ihm
einen ihrer entschiedensten Vertreter, und auch er wusste solche Sinnes-
richtung alsbald in gewaltig ergreifenden Bildern auszudrücken. Er er-
scheint in diesen völlig als Naturalist, in jener ausschliessliohen Bedeutung
des Wortes, welche man für die in Rede stehende Periode damit verbin-
det. Es ist die gemeine, niedrige Natur, die er zum Mittel seiner Dar-
stellung wählt, sogar entblösst von jenem Pathos, welches die bedeuten-
deren der italienischen Naturalisten auszeichnet, und weit entfernt von
jenem begeisterten Schwunge des Lebens, wodurch Rubens von so glän-
zender Wirkung ist. Dabei aber ist ihm ein sehr tief poetisches Element
eigen, welches ihn dennoch bedeutend über den gemeinen Naturalismus
emporhebt; jene Formen sind ihm gewissermaassen nur die äusserlichen
Mittel für die Darstellung, als deren eigentlicher Inhalt eine düster trotzige
Stimmung, der Ausdruck eines von geheimer Leidenschaft bewegten,
aber nicht zur That hinausringenden, sondern in seine eigenen schweig-
samen Tiefen versenkten Gemüthes zu bezeichnen ist. Mit solcher Rich-
tung würden eine bestimmt plastische Gestaltung und der freudige Glanz
der Farbe im Widersprüche gestanden haben; Rembrandt wendet sich
statt dessen entschieden den dämmernden Reizen des Helldunkels zu, und
er erreicht hierin eine Meisterschaft, dass man ihn in seiner Technik
allein mit Oorreggio vergleichen kann; nur, auch im Aeusseren der Be-
handlung, mit dem sehr erheblichen Unterschiede, dass Correggio das
Licht in den Schatten, Rembrandt dagegen den Schatten in das Licht
hineinspielen lässt. Jenes Geheimnissvolle in Rembrandts Auffassungs-
und Behandlungsweise steht sodann im unmittelbaren Einklange mit einer
gewissen Neigung zum Phantastischen, das sich zuweilen in einer fast
mährchenhaften Anmuth, oft in wilder, dämonischer Gewalt, mehrfach
aber auch, wo solcher Richtung ganz widersprechende Gegenstände (z. B.
Scenen der heiligen Geschichte) zum Gegenstande gewählt waren, in einer
nicht eben erfreulichen Manier ankündigt. In den zahlreichen Bildnissen,
die man von seiner Hand besitzt, lässt sich der Fortschritt von einer
schlichteren Naturauffassung zu einer mehr phantastischen, auf einen be-
stimmten BeleuchtungseEekt ausgehenden Behandlung deutlich verfolgen-
Das früheste unter allen seinen bekannten Bildern ist ein Apostel Paulus
im Gefängniss, v. J. 1627, in der Galerie zu Pommersfelden. 1 Eben-
1 D115 Bild ist auf Holz gemalt, 2' 5" hoch, 2' breit, und trägt eine dopyelte
Bezeichnung, welche unbezweifelt ächt ist, erstens in einer Ecke auf dem Grund
das nebenstehende Monogramm und ausserdem auf dem Buche:
"Rembrand fecitu. Dieses Bild um von den äusseren Gründen
ßnlüßllgßn, befindet sich schon aufgeführt in dem "Vorzeichniss
der Sohildereien in der Galerie des hochgräüiehen Schönbornisehen
Schlosses zu Pommersfelden. Anspach" (1774), welches weiter nichts als ein
Abdruck ist von dem Rud, Bysäschen nfürtreflichen Gemählde- und Bilde!"
Schatz, so in denen Gallerißjind Zimmern des hochfürstlichen Pommersfeldischßll
neuerbauten fürtreüiichen Pnvatschlosses zu finden ist Bamberg etc. 1 71934