Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

466 VI. K. Die bild. Kunst d. 17. u. 18. Jahrh.  B. Historienmalerei. 
Kraft der Existenz. Seine schönsten Werke sind diejenigen, die bald 
nach seinem Aufenthalt in Italien gefertigt sind; in diesen wirkt ein edles- 
Maasshalten der Kräfte nicht minder erfreulich, wie die liebevoll durch- 
gebildete Ausführung. Später geht er freilich oft über die nothwendigen 
künstlerischen Schranken hinaus, auch gestattet er in den Werken seiner 
späteren Zeit den Schülern, die sich um ihn versammelt hatten, häufig 
eine zu umfassende Theilnahme an der eigenen Arbeit. Seine Werke 
sind in den Gemäldesammlungen (der Pinakothek von München, in den 
Galerien zuWien, Madrid, Paris, Dresden und London, u.  
nicht selten; ein grosser Theil seiner vorzüglichsten Arbeiten findet sich 
noch immer in seiner Heimath, zu Antwerpen: besonders in der Aka- 
demie, in der Kathedrale, der Jakobs- und der Augustinerkirche. 
Rubens zählt eine bedeutende Anzahl von Schülern und Nachfolgern, 
die sich mit grösserem oder geringerem Glück in den Formen seiner 
Darstellungsweise zu bewegen suchten. Eins der bedeutenderen Talente- 
unter diesen ist Jacob J ordaens, der in besseren Darstellungen dem 
Meister nahe steht, insgemein jedoch des höheren begeisterungsvollen 
Zuges, der jenen auszeichnet, entbehrt. Caspar deOrayer, Nikolaus 
de Liemaekern, Gerhard Seghers nehmen Rubenls Richtung auf und 
suchen dieselbe, obschon mit verhältnissmässig geringerem Talent, mehr 
stylgemäss (zum Theil im italienischen Sinne) zu fassen. Dasselbe thaten 
die talentvollen Abraham Janssens und sein Schüler Theodor Rom- 
bouts, welche zuletzt aus Nebenbuhlern des Rubens seine erklärten 
Gegner wurden.  Unter den eigentlichen Schülern sind sodann noch, 
als ihm nachstrebend, Abraham van Diepenbeck, Peter van Mol, 
Erasmus Quellinus, Theodor van Thulden, Joh. van Hoeck, 
Corn. Schut u. A. m. hervorzuheben, doch verbinden auch von ihnen 
einige, namentlich van Thulden mit seiner Richtung das Streben nach 
feinerer Formenbildung. 
Bei weitem der vorzüglichste und selbständigste unter Rubens, Schü- 
lern ist Anton van Dyck (1599-1641), der seine erste künstlerische 
Bildung durch den tüchtigen Henrik van Balen empfing. Auch er 
strebt in früheren Werken der kräftigen Fülle des Meisters nach und 
sucht ihn zum Theil sogar in solcher Darstellungsweise noch zu überbie- 
ten. Eins der grossartigsten Werke seiner früheren Zeit, eine Dornen- 
krönung Christi, im Berliner Museum und mehr noch eine Gefangen- 
nehmung Christi bei nächtlicher Beleuchtung, im Museum zu Madrid, 
Sind W11 gewaltig ergreifender Wirkung und vollendeter Schönheit und 
Kraft der malerischen Behandlung. Nachmals jedoch, durch einen Auf- 
enthalt in Italien (besonders in Genua, wo noch viele ausgezeichnete 
Bildnisse von seiner Hand) und durch Studien nach den italienischen Mei- 
stern, namentlich nach Tizian, zunächst weiter gefördert, verändert sich 
seine künstlerische Richtung; er bemüht sich, Weniger ein äusseres Han- 
deln, als mehr die feineren, inneren Zustände der Empfindung zum Aus- 
drucke zu bringen. Es wird in solchen Werken seiner Hand ein senti- 
mentales Element ersichtlich, das nicht minder, wie die thatkräftige Be- 
geisterung des Rubens, der allgemeinen Zeitrichtung entspricht, nur dass- 
dieselbe hier eben mehr auf das Innere gerichtet erscheint. Van Dyek
	        
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