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Die
bild.
Kunst d.
18. J ahrh.
B. Historienmalerei.
hatten, nachzulassen. Dies macht sich schon bei vielen derjenigen Künst-
ler, die als Nachfolger der vorzüglichsten Meister genannt sind, bemerk-
lich. Von namhaft bedeutendem Einfluss auf ein mehr handwerksmässiges
Streben war Pietro Berettini, gen. Cortona (1596-1669), der in
grossräumigen WVandmalereien mehr nur auf eine dekorative, im allge-
meinen Zusammenklang der Farbe wohlgefällige Wirkung, nicht aber
auf eine gründliche und lebenvolle Durchbildung des Einzelnen ausging.
Seine Thätigkeit gehört besonders Florenz und Rom an. Noch mehr
zeigt sich dieselbe Richtung bei seinen Nachfolgern, wie Ciro Ferri,
Gio. Francesco Romanelli, u. a. m.; auch bei mehreren Neapolita-
nern, unter denen der meist unleidliche Luca Giordano (1632-1705),
mit dem, für solche Weise der Thätigkeit sehr charakteristischen Beinamen
Fa Presto (Mach rasch!) der bedeutendste ist.
Bei den Venetianern erscheint noch in dieser Periode das ihrer
Schule eigenthümliche Element vorherrschend, ohne jedoch neue Erschei-
nungen von höherer Bedeutung hervorzubringen. Einer der wichtigsten
Künstler ist hier der Paduaner Alessandro Varotari, gen. il Pado-
vanino (1590 bis 1650), der den früheren grossen Meistern der Schule,
zum Theil nicht ohne Glück nachzustreben sucht. Sein Schüler Pietro
Liberi ist manchmal bis zur Verblasenheit weich (lagegen nimmt sich
der Veroneser Alessantlro Turchi, genannt l'Orbetto, mit Erfolg in
seinen grösseren WVerken den Domenichino zum Vor-bilde, welchem seine)
Bilder oft beigelegt werden. Der höchst geistreiche und lebensvolle
Gio. Batt. Tiepolo (1692-1769), dessen Darstellungsweise nur manch-
mal ins Abenteuerliche streift, zeichnet sich durch grösste Bestimmtheit
der Formenangabe und durch eine ungemeinc Frische der silberhelleil
Färbung aus, wodurch er in seiner besten Zeit dem Paolo Veronese aus-
serordentlich nahe kommt. Sein Sohn Domenico schloss sich mit Glück
der Richtung des Vaters an.
Im 18. Jahrhundert bestrebt sich Pompeo Battoni (1708-1787),
gegen den allgemeinen Verfall der Malerei anzukämpfen, indem er sich
aufs Neue den Hülfsmitteln der Eklektiker zuwendet. Seiner Eigcnthüm-
lichkeit nach ist er zumeist dem Baroccio vergleichbar. Allein die Zeit-
richtung riss ihn mit sich fort, wie seinen Nebenbuhler Rafael Mengs.
Dabei ist aber, namentlich in Bildnissen, sein Pinsel weich, seine Färbung
blühend frisch. (Portrait des Kurfürsten Karl Theodor im Saal der Stif-
ter in der Münchener Pinakothek.)
deutsche Ilistoxjienmalerei.
Die niederländische und
In den Niederlanden tritt uns, ebenso wie in Italien, mit dem An-
fange des 17. Jahrhunderts ein belebter und glänzender Aufschwung der
Kunst entgegen. Die politischen und religiösen Kämpfe, welche hier in
der späteren Zeit des 16. Jahrhunderts stattgefunden, hatten auf der
einen Seite eine erneute, zum lebendigen Bewusstsein durchgedrungene
Rückkehr zu der alten Ordnung der Dinge, auf der andern Seite die
Begründung eines völlig neuen und unabhängigen Daseins ZIJP Folge ge-
habt. Diesen beiden Verhältnissen gemäss bildet sich die niederländische