Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Die 
Historie! 
italienische 
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Die der zweiten bezeichnet man als Naturalisten, indem sie, unbe- 
kümmert um das, was früher gethan war, sich einer derben und rück- 
sichtslosen Auffassung der gemeinen Natur hingaben; sie sind diejenigen, 
in welchen jenes leidenschaftliche Wesen der Zeit nackt und unmittelbar 
in die Erscheinung tritt. Doch stehen diese beiden Richtungen keines- 
wegs schroff und unvermittelt nebeneinander; vielmehr machen sich in 
den cklektischen Schulen der Zeit häufig naturalistische Bestrebungen 
bemerklich, welche die individuellen Anlagen der einzelnen Künstler auf 
eine wohlthätige Weise stärken und zu einer frischeren Entwickelung 
fördern; und ebenso wird der Ungestüm der Naturalisten durch die An- 
nahme einer feineren eklektischen Bildung zuweilen erfreulich gemildert. 
Im Allgemeinen kann man sagen, dass jener Eklekticismus in seiner 
besonnenen Ruhe, mit seinem ernsten und gründlichen Studium der gros- 
sen Meister, vorzugsweise dazu diente, der Kunst, die unter den Händen 
der lilanieristen des 16. Jahrhunderts arg verwildert war, wieder einen 
festen und sicheren Boden zu bereiten. Auch treten uns zunächst ver- 
schiedene, dieser Richtung ausschliesslich angehörige Schulen entgegen, zum 
Theil schon in der späteren Zeit des 16. Jahrhunderts. Vornehmlich 
sind in diesem Betracht einige oberitalienische Schulen anzuführen. Als 
die frühste erscheint die Schule der Oampi zu Cremona. Der Gründer 
und weitaus das grösste Talent dieser Schule ist Giulio Campi (1500 
bis 1572); von ihm ein herrliches Altarbild vom J. 1527 in S. Abondio 
zu Cremona; ihm verdanken sein jüngerer Bruder Antonio und ein 
anderer Künstler aus derselben Familie, Bernardino Campi ihre Bil- 
dung. Als Schülerin des Bernardino zeichnete sich besonders im Bildniss 
die edle und liebenswürdige Sofonisba Anguisciola aus.  Eine 
zweite Schule ist die der Procaccini zu Mailand, gegründet durch 
E r c o l e P r 0 c a c c i ni (1520 bis nach 1591), dessen beiden Söhne 
Oamillo und Giulio Cesare, im Anfange des siebenzehnten Jahr- 
hunderts blühend, als tüchtige Meister erscheinen; neben andern Vorbil- 
dern zeigt sich bei ihnen besonders eine Aufnahme der Bestrebungen des 
Correggio. Andere namhafte Zöglinge dieser Schule waren: Giovanni 
Batista Crespi, gen. il Cerano (1557-.1633), Benedetto Crespi, 
gen. il-Bustino, hauptsächlich aber Danlele Crespi, ein Künstler, 
bei dem zunächst eine gewisse grossartigere Kraft im Sinne der Natura- 
listen hervortritt, verbunden mit edlen Formen und grossem Schmelz der 
Modellirung. Aus beiden genannten Schulen geht Enea Salmeggia, 
gen. il Talpino aus Bergamo (gest. 1626) hervor, einer der liebens- 
würdigsten Nachfolger der rafaelischen Kunst, gemüthvoll, rein und voll 
milden Ernstes, selten freilich zu kräftigeren Schöpfungen sich erhebend. 
Neben ihm wirkte in Bergamo der ebenso fruchtbare, wenngleich minder 
bedeutende Giov. Paolo Cavagna. 
Wichtiger als beide war die Schule der Caracci zu Bologna. 111 
ihr gelangte der Eklekticismus zü seiner vollkommenen Ausbildung; er 
Ward förmlich in systematische Regeln gefasst, indem man genau be- 
stimmte, Welche Eigenschaften man .von den einzelnen großen lileistern 
der Vorzeit zu entlehnen habe; ein wohlthätiges Gegengewicht aber fügte 
man solchem Streben durch ein sorgfältiges Naturstudium, das Zlllläßllst
	        
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