Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Sculptur. 
Die höhere 
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hinüber; aber auch sie erlischt bald, und fast Nichts bleibt übrig als 
eine allgemeine Schwäche, aus der nur hier und dort sich einzelne Er- 
scheinungen, zum Theil nur durch einen krankhaften Reiz erweckt, 9m- 
porzuheben versuchen. Die Kunst, die aus den alten Lebensinteressen 
in ihrer letzten Umgestaltung hervorgegangen war, und diejenige, iwelche 
vornehmlich der Opposition ihr Dasein verdankt, beide werden im 18ten 
Jahrhundert zu Grabe getragen. Und um es mit schneidender Bestimmt- 
heit auszusprechen, dass hier wieder ein grosser Abschnitt der Zeit sei, 
so beginnt man  nicht im Fanatismus religiöser Begeisterung, nicht 
geleitet von dem Dämon des Krieges, und sogar nur selten für die Zwecke 
des sogenannten allgemeinen Nutzens,  in ekelhaft kindischem Irrsinn 
die herrlichsten Schöpfungen zu vertilgen, welche aus den grossen Tagen 
der Vergangenheit dastanden.  
Da die künstlerischen Bildungsverhältnisse dieser Zeit, d. h. des 17. 
Jahrhunderts, vielfach durch einander laufen, so ist es, um eine klare 
Anschauung des Einzelnen zu gewinnen, vortheilhaft, wenn wir die fol- 
gende Ucbersicht zunächst nicht nach den Nationalitäten, sondern nach 
den Gattungen der Kunst im Allgemeinen sondern. . 
Sculptur. 
Sculptur. 
Die höhere 
Es ist bereits bemerkt worden, dass die Sculptur für die in Rede 
stehende Periode eine minder ausgezeichnete Bedeutung hat; die neuen 
Geistesrichtungen der Zeit konnten auf sie, im Allgemeinen wenigstens, 
keinen sonderlich günstigen Einfluss ausüben. 'Doch giebt es einzelne 
erfreuliche Ausnahmen von der allgemeinen Regel. So treten uns in Ita- 
lien ' bereits im Beginn dieser Periode, d. h. um den Anfang des 17ten 
Jahrhunderts, einige wenige Erscheinungen entgegen, die allerdings an- 
ziehend wirken und die eine, obgleich nicht von weiter umfassenden Er- 
folgen begleitete Rückkehr von jenen manieristischen Bestrebungen der 
jüngsten Vergangenheit zu bezeichnen scheinen. Zu diesen gehört na- 
mentlich ein Jugendwerk des lombardischen Bildhauers Stefano Ma- 
derno (1571-1636), die Statue der h. Cäcilia, in der Kirche S. Ceeilia 
in Rom; die Heilige ist liegend, wie eine Verstorbene dargestellt und 
durch reine Naivetät und züehtige Anmuth ausgezeichnet Sodann die 
Arbeiten des Toskaners Pietro Bernini (1562-1629), die sich in eini- 
gen Kirchen von Neapel vorfinden und die, dem ebengenannten Werke 
zwar nicht vergleichbar, doch durch ernste Einfalt anziehglL 
Der Sohn dieses Pietro, Lorenzo Bernini (1598-1680), ward 
der berühmteste Meister seiner Zeit im Fache der Sculptur, wie wir sei- 
ner schon früher als eines namhaften Architekten gedacht haben. Ein 
rüstiges, leicht und viel bewegliches Talent befähigte ihn zu so ausge- 
zeichneter Bedeutung, mehr aber noch der Umstand, dass er mit diesem 
Talent sich der Strebungen der Zeit zu bemächtigen und sie in Marmor 
1 Denkmäler 
der Kunst,
	        
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