Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Spanien. 
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Spanien. 
Endlich tritt uns eine namhafte künstlerische Thätigkeit, dem Fache 
der Malerei angehörig, in Spanien entgegen. 1 XVir können zwar, aus 
mehreren Andeutungen, die uns in den Berichten über spanische Kunst 
vorliegen, vermuthen, dass auch hier sich bereits früher, wohl schon in 
der Zeit des 15. Jahrhunderts, eine selbständig nationale Schule entwickelt 
habe (man vergleicht die älteren spanischen Bilder besonders mit Albr. 
Dürer  ob richtig, ob nicht eher mit den Niederländern, das mag da- 
hingestellt bleiben  es fehlt uns indess hiefür gegenwärtig noch an 
der genügenden näheren Kunde. Nur bei einzelnen Meistern des löten 
Jahrhunderts sehen wir, ähnlich wie bei den Niederländern Mabuse, Ber- 
nardin van Orley und ihren Zeitgenossen, eine alterthünilich einheimische 
Richtung im Kampf mit der ausgebildeten italienischen Darstellungsweise, 
bis diese auch hier allmählich das Uebergewicht erhält. 2 
Einer der Meister dieser Zeit, Luis de Morales, mit dem Beinamen 
el Divino (der Göttliche, 1509-1590), der weit überschätzt werden ist, 
genügt zwar in seinen früheren Bildern, wo ihm namentlich der Aus- 
druck des Schmerzes wohl gelingt und seine Farbe einen zarten Schmelz 
erreicht; später aber sinkt er zu einem der unleidlichsten Manieristen 
herab, und entfernt sich in Zeichnung, Ausdruck und Farbe immer wei- 
ter von der Natur.  Den Uebergang zur italienischen Kunstrichtung, 
und zwar zu einer manieristischen Nachahmung des Michelangelo bezeich- 
net vornehmlich Vicente Joanes von Valencia (1523-1579). So auch 
Pedro Campaaa von Sevilla (von Geburt ein Niederländer, 1503 bis 
1580), ein Künstler, der indess in Bezug auf die grossartige Einfalt der 
Composition und auf die lebhafte Energie der Darstellung sehr gerühmt 
wird; so besonders in seiner Kreuzabnalnne, in der Kathedrale von 
Sevilla. 
Doch zeigt sich schon früher eine entschiednere Aneignung der ita- 
lienischen Darstellungsweise. S0 bereits im Anfange des Jahrhunderts 
bei Pablo de Aregio und Francisco Neapoli, die als Nachfolger 
des Leonardo da Vinci erscheinen, namentlich in ihrem Hauptwerk, den 
Tafeln des Hochaltares in der Kathedrale von Valencia (1506). Aehnlich 
auch bei Hernan Yaiiez (um 1530).  Andre schliesscn sich sodann 
der Richtung Rataels und Michelangelds an: Alonso Berruguete 
(1480-1582); Luis de Vargas (1502-1558), den man als einen vor- 
züglich talentvollen Nachfolger Rafaels rühmt, besonders in seinen zahl- 
reichen Bildern, die sich in den Kirchen von Sevilla vorfinden; Pedro 
de Villegas Marmolejo, und lilafßß Perez de Alesio, beide 
Nachfolger des Luis de Vargas, der letztere von Geburt ein Römer; 
Gaspar Becerra, u. A. m. 
Verschiedene von den späteren Malern des lü-Jahrhunderts hielten 
1 Eine Anschauung spanischerDarstellungsweise giebt vornehnmlich das Werk: 
Colleocion lithographica de cuadros del rey de Espaiza Don Fernando VII.  
Vgl. Passavant, die christl. Kunst in Spanien.  1 Denkm. der Kunst, T. 84, A, 
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. II.  29
	        
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