Die Niederlande und Deutschland.
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arbeiten weiss. (Eine Susanna im Bade, in der Galerie zu Pommers-
f elden; ein trelfliches Bildniss im Belvedere zu Wien.) Sein Nelfe
Adrian Thomas Key zeichnet sich besonders im Portrait aus (Akade-
mie zu Antwerpen, Museum zu Berlin). Noch andere zahlreiche Schü-
ler schliessen sich an Franz Floris an: Anton Blockland, Lucas de
Heere, Martin de Vos, der später nach Venedig ging und mit Tinto-
retto arbeitete, mehrere Künstler der Familie Franck (von ihnen zumeist
kleine iigurenreiche Bilder) u. s. w., Alle jedoch bald leer und unwahr,
bald hart und kleinlich. Dagegen ist ein anderer Schüler des F. Floris,
Franz Pourbus, der ältere, und ihm ähnlich sein Sohn gleichen Namens,
im Fache des Portraits, worin er unmittelbar auf die Natur hingewiesen
war und worin cr die Bestrebungen der älteren niederländischen Portrait-
maler mit Glück aufnahm, ungleich erfreulicher. Peter de Witt e,
gen. Oandido, der um den Schluss des 16. und im Anfange des folgen-
den Jahrhunderts am kurfürstlichen Hofe zu München thätig war, Carl
van Mander, u. A., erscheinen wieder in einer mehr manieristischen
Richtung; so auch Octavius van Veen, gen. Otto Venius (1556
bis 1634), der dabei jedoch auf eine energische Behandlung Bedacht
nahm. Durch frischeren Naturalismus zeichnen sich am Schlusse des
Jahrhunderts aus: Oornelius Oornelissen, genannt C. van Haarlem,
und Abraham Bloemaert. Auch gehört hieher Peter Breughel der
ältere (der Bauernbreughel), der die zuerst durch Quintin Messys be-
gründete Richtung auf das Volksthümliche, Genrehafte weiter verfolgte
und sich in derberrDarstellungen des Bauernlebens wohlgefiel. (Eine
merkwürdige Kreuztragung im Museum zu Antwerpen.) Aehnlich sein
Sohn Peter Breughel der jüngere (der Höllenbreughel), der es liebte,
nächtliche Flammenbilder zu malen, besonders gern Scenen der Unter-
welt, in denen er dem tollen Wahnsinn des Hieronymus Bosch nach-
strebte. Beide leiten die niederländische Gcnremalerei ein, wie ein wei-
tcr unten zu betrachtender Bruder des letztgenannten, Johann Breughel,
die Landschaft, und Joachim Beuckelaer aus Antwerpen so wie sein
Oheim Peter Aertsen, genanntLangenpier aus Amsterdam als erste
Maler von Küchenstücken, Märkten u. dgl. zu nennen sind.
Aehnliche, obschon minder umfassende Bestrebungen zeigen sich in
der deutschen Malerei. Bartholomäus Spranger erscheint als ein
Wenig anziehender Manierist im Sinne der römischen Schule; so auch
Jßhann von Aachen und andere rheinische Meister dieser Zeit. 1 Chri-
Sfoph Schwarz und Johann Rottenhammervgehen dagegen mehr
der Richtung der venetianischen Schule" nach, und namentlich der ligtz-
tere, ein Schüler Tintorettds, hat in solcher Art so tüchtige Arbeiten
geliefert, dass man sie für Werke aus der besten Zeit der venetianischell
Schule halten könnte.
Im Fache der Glasmalerei begegnen wir in dieser Periode sehr
bedeutenden Bestrebungen in Holland. Als ein höchlichst gerühmfes
Werk dieser Kunstgattung sind besonders die vierundvierzig Fenster der
Jßhanniskirche zu G0 uda anzuführen, die nach einem, seit 1552 erfolgten
l Ueber diese vgl. Kugler, Kleine Schriften, II, S. 317.