Frankreich.
443
dieser Zeit ausmachten, so begreift man den gesammten Kreis der Künst-
ler, welche damals in Frankreich thätig waren, gewöhnlich unter dem
Namen der Schule von Fontainebleau. Ihre Blüthe gehört der
Mitte und der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an.
Als namhaft bedeutende Künstler dieser Schule sind zunächst einige
Bildhauer 1 hervorzuheben, deren Werke, bei den ebengenannten Eigen-
thümlichkeiten, doch zumeist durch edle Anordnung, durch feinen Sinn
und zarte, verständige Ausführung anziehen: Jean Goujon (gest. 1572),
der bedeutendste Meister dieser Zeit; von ihm namentlich die anmuth-
vollen Flachreliefs am Brunnen des innocens zu Paris und ähnliche im
dortigen Museum, wo ausserdem eine etwas überschlanke Diana und das
trefflich angeordnete Relief ausruhender Bacchanten, etc. (Auch schreibt
man ihm das prächtige Grabmal in der Kathedrale von Rouen, welches
Diana von Poitiers ihrem Gemahl setzen liess, zu). Germain Pilon
(gest. 1590); sein Hauptwerk die elegante, in-den Gewändern überzier-
liche Gruppe der drei G-razien, (oder nach Andern der drei göttlichen
Tugenden) im Museum von Paris, von dem Grabmale Heinrichs II.
Jean Cousin (gest. 1589); einige Portraitfiguren im Museum von Pa-
ris.- Barthelemy Prieur, Pierre Francheville, Paul Ponce
(ein Italiener von Geburt), u. A. m.
In der Malerei ünden wir wenig nationale Talente von Bedeutung.
In diesem Kunstfache ist hier besonders nur der eben genannte Jean
Cousin, ein sehr vielseitiger Künstler, hervorzuheben. Ein jüngstes
Gericht von seiner Hand, im Pariser Museum, hat indess, obschon es
zart behandelt ist, ein bedeutend manieristisches Gepräge, Vorzüglich
berühmt ist J. Cousin im Fache der Glasmalerei; unter den Arbeiten
solcher Art, die von ihm herrühren, werden besonders die in der Kathe-
drale zu Sens und in der Kirche St. Gervais zu Paris hervorgehoben.
Ueberhaupt fand diese Kunstgattung in Frankreich in der genannten
Periode eine sehr bedeutende Theilnahme. Im Ganzen ist der Styl die-
ser Fenster, das Verhältniss zur Farbe und die Technik nicht besonders
vorzüglich. Auch finden wir hier, neben Cousin, noch mehrere andre
Künstlernamen von Bedeutung, wie Robert Pinaigrier, Bernard de
Palissy, Henriet Claude, u. s. w.
Mit der Glasmalerei hängt noch ein besonderes Kunsthandwerk zu-
sammen, das in dieser Periode in Frankreich zu einer bedeutenden Blüthe
gedieh, die Emaille-Malerei, als Verzierung verschiedenartiger, aus
Kupfer gearbeiteter Geschirre und Gefässe, auch in ihrer Anwendung zu
selbständigen Tafeln. Der Hauptsitz dieses Industriezweiges war Limo-
ges; seine Arbeiten bilden das Gegenstück zu den italienischen Majoli-
ken, und auch sie gehen in eine frühere Zeit zurück. Schon im l2ten
Jahrhundert soll der Kunstzweig der Emaille-Arbeit in Limoges geblüht
haben. Mancherlei Trelfliches und Geschmackvolles findet sich sodann
am Ende des 15. und im Anfange des 16. Jahrhunderts, gleichzeitig mit
jenem Aufschwunge der französischen Miniaturmalerei und in ähnlicher
Richtung. Die eigentliche Blüthe der Emaille-Arbeit fällt indess mit der
1 Denkmäler der Kunst,