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Kalb
Die
bild.
in
Kunst
des
der zweiten Hälfte
Jahrh.
dieser Zeit ist jener Giorgio Andreoli anzuführen, dessen bereits
(S. 282) als eines Nachfolgers der della Robbia.gedacht ist und der,
-nebst andern Gliedern seiner Familie, als Majolika-Maler vom Ende des
15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts erscheint. Die eigentliche Blüthe
der Majolika-Arbeit fällt indess in die Regierungszeit des Herzoges Gui-
dobaldo H. von Urbino (reg. 1538-1574), der es sich sehr angelegen
sein liess, diesen Kunstzweig zu fördern. Jetzt nahm man vorzugsweise
Zeichnungen Rafaels und seiner Nachfolger, wie dieselben in den zahl-
reichen, aus Rafaels Schule hervorgegangenen Kupferstichen vorlagen,
zum Gegenstande der bildlichen Darstellung; auch fertigten namhafte
Künstler, wie Rafael da] Oolle (ein Schüler des Giulio Romano) Ba-
tista Franco u. A., die Vorbilder, deren man bedurfte. Als vorzügliche
Majolika-Maler dieser Zeit werden gerühmt: il Rovigo, Orazio Fon-
tana, Girolamo Lanfranco, Cipriano Piccolpasso, Terenzo di
Maestro Matteo. Uebrigens tragen ihre Arbeiten grösstentheils nur
ein handwerksmässiges Gepräge. Nach dem Tode Guidobaldds II. fand
dieser Industriezweig nicht mehr dieselbe Unterstützung, und obgleich
bis ins 18. Jahrhundert Arbeiten der Art vorkommen, so stehen sie doch,
der Mehrzahl nach, auf einer ungleich mehr untergeordneten Stufe, als
die der genannten Zeit. Sammlungen von Majolika-Arbeiten sind nicht
selten; eine ziemlich bedeutende der Art besitzt das Berliner Museum;
eine noch reichhaltigere das Museum zu Braunschweig. Die berühm-
teste Sammlung ist die" der Herzoge von Urbino, die als Vermächtniss
an das heilige Haus von Loreto übergegangen ist.
Frankreich.
In Frankreich war man schon in_ der späteren Zeit des 15. Jahrhun-
derts der Aufnahme italienischer Kunstformen geneigt gewesen, wie dies
vornehmlich die französischen Miuiaturmalereien jener Zeit erweisen. Im
Anfange des 16. Jahrhunderts erscheinen die letzteren (namentlich die
Arbeiten jenes Godefroy, (S. 392) in verwandter Richtung mit der ausge-
bildeten italienischen Kunst, und sogar bereits in dem Streben nach be-
sonderer Eleganz und einer gewissen gesuchten Grazie. Dies Streben
bildet den charakteristischen Grundzug in der weiteren Entwickelung der
französischen Kunst. Wesentlich wurde dieselbe gefördert durch die
grossen Unternehmungen, welche König Franz I. (in der ersten Hälfte
des 16. Jahrh.) und sein Nachfolger Heinrich II. veranlassten, und durch
die grosse Schaar der italienischen Künstler, welche von diesen Fürsten
ins Land gerufen wurden; unter den letzteren mögen hier, als vorzüglich
einüussreichv die Maler Rosso de' RoSSi, Primaticcio und Niccolo
den, Abbatev sowie der Bildhauer Benvenuto Cellini hervorgehoben
werden. Die Sinnesweise dieser Künstler stimmte sehr wohl mit jener
Richtung des französischen Geschmackes überein, so dass dieselbe nun-
mehr, obgleich allerdings in einer, zumeist ziemlich entschieden manie-
ristisehen Weise, zur vollen Entfaltung kommen musste. Verschiedene
französische Künstler schlossen sich den Italienern an. Da die Ausschmückung
des Schlosses Fontainebleau den Mittelpunkt der Kunstbestrebungen