434
Die nord. K.
Sculptur.
In der Kathedrale von Alby sind es blos einzelne Statuen, von unter-
setzter, dabei lebendig individueller Bildung. Drei Reliefs aus Alabaster
in der Kirche zu Rosco ff (Bretagne), Verkündigung, Anbetung der Kö-
nige. und Greisselung, halten die frühgothische Oompositionsweise in dieser
späten Zeit (um 1500) in eigenthümlich anziehender Weise fest. An
den dekorativ äusserst prächtigen Chorstühlen des Domes von Amiens
(-1508 bis 1521) ist das Figürliche von Antoine Avernier ebenfalls
nicht gering; etwas später (1535) sind die von S. Bertrand zu Oommiuges,
ebenfalls voll phantastischer Pracht. Von den Grabdenkmälern jener Epoche
befindet sich eine Anzahl, meist von derb individuellem Charakter, im
Museum von Versailles. Von den noch in den {Kirchen befindlichen
sind vorzüglich wichtig: das der beiden hintereinander knieenden Kardi-
näle von Amboise im Dom von Rouen (seit 1513) von Roullant de
Roux und mehreren Gehülfen, inieiner der damaligen französischen
Kunst eigenthümlichen weichen und individuellen Formenbildung, einge-
fasst von einer höchst prachtvollen, dem Sinn nach gothischen, dem De-
tail nach der Renaissance angehörenden Einfassung (Marmor, Alabaster,
Vergoldung und Farben); ferner diejenigen in der Kirche von Brou,
nämlich das der Stifterin Margaretha von Oesterreich, ihres Gemahls
Philibert von Savoyen und ihrer Schwiegermutter Margaretha von Bour-
bon, ebenso bewundernswürdig durch die edle und stille Auffassung als
durch die gediegenste Pracht und Zartheit der Ausführung (um 1500,
von mehrern sonst unbekannten italienischen, französischen und schwei-
zerischen Bildhauern letztere Conrad und Thomas Meyr vollen-
det); endlich das Grabmal Ludwigs XII. in S. Denis, dessen ältere, bessere
und realistische Theile (die Porträtstatuen) wahrscheinlich um 1517 von Jean
Juste gearbeitet sind; von demselben auch die Grabmäler zweier könig-
lichen Kinder in der Kathedrale von Tours. Eine naive und gutgearbei-
tete, friesartig fortlaufende Darstellung der Zusammenkunft Heinrichs VIII.
und Franz I. findet sich im Hof des Hötel de Bourgtheroulde zu Rouen.
In S. Jakob zu Brügge befindet sich in einer ehemaligen Seitenka-
pelle ein herrliches Grabdenkmal eines Ritters von Oyeghem, vom Jahr
1544, aus weissem Marmor, oben Vater und Mutter liegend, unten ein
Töchterlein, besonders reizend, das Ganze voll Adel, schlichter Empfindung
und feinen Naturgefühls.
Auch in der spanischen Sculpturl deutet schon manches Aeusser-
lichste, z. B.: im Kostüm, auf niederländischen Einfluss hin. Die Anlässe
zu machtvoller Entwickelung der Plastik gaben auch hier die Grabmäler
(meist freistehende Sarkophage von reichster Bildung), vorzüglich aber
die zuweilen riesenhaften Altaraufsätze, welche in einer Menge von Ab-
theilungena ein Mittelfeld umgeben von zahlreichen Nebennischen und
Feldern Freisculpturen in bemalter Holzschnitzerei, Reliefs oder Ma-
lereiell 1111138? den reichsten Baldachinen enthalten. Die Künstler Sind
1 S. Espaüa artistica y monumental, von Villa-Amil und Escosura. La-
borde, voyage en Espagne. Waring, architectural etc. Studies in Burgos and
its neighbourhoud, L0nd0n_ 1852. Du Sommerard, les arts au moyen-äge,
Caveda, Gesch. der Bauk. m Spanien. Denkmäler der Kullßt, T. 86.