vornehmlich Portrait-Medaillons.
ICleineres Schnitzwerk,
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mus Magdeburger und vornehmlich der Goldschmied Heinrich Reitz
von Leipzig anzuführen. Die Arbeiten des letzteren sind insgemein von
sehr glänzender Erscheinung. Sein berühmter grosser, sog. Moritzthaler
(1544, mit der Dreifaltigkeit auf der Vorderseite und dem athanasisehen
Glaubensbekenntniss auf der Rückseite) hat jedoch schon ein etwas manie-
ristisches Gepräge, das etwa zwischen Cranachiseher Darstellungsweise
und italienischen Elementen in der Mitte steht. H. Reitz fertigte u. a.
auch eine Medaille mit dem "Bildniss des Kardinals Albrecht von Bran-
denburg; wenn ihm zugleich (und nicht etwa einem Künstler der Vi-
schefschen Schule) das grosse, zwischen die Jahre 1518 und 1545 fal-
lende Prachtsiegel dieses Kardinals zuzuschreiben sein sollte, so würde
er allerdings den Meistern ersten Ranges gleich stehenß
Von Goldschmiedarbeiten dieser Zeit erwähnen wir nur das kurfürst-
liche Schwert im Domschatze zu Köln (swischen 1515 und 1547), dessen
Griff und Scheide, letztere mit durchbrochenem Laubgeflecht auf roth-
sammtnem Grunde, ein Meisterwerk stylgemässer Behandlung sind. (Zahl-
reiche geringere Werke ebenda). 2 Monstranzen und Reliquiarien des
vorhergehenden Jahrhunderts zeigen meist dieselbe glänzend architekto-
nische Ausbildung wie in der Zeit des gothischen Styles; das Figürliche
ist meist minder bedeutend. Hie und da sind Silberniellen dabei ange-
wandt. Eine in dekorativer und figürlicher Beziehung höchst ausgezeich-
nete silbervergoldete Monstranz befindet sich in der Sakristei der Kathe-
drale von Chur (um 1490). Andere trefiliche Arbeiten dieser Art mehr-
fach am Niederrhein 8 und in den Stiftern und Abteien der österreichischen
Lande; so die prächtige Monstranz des 15. Jahrhunderts in der Kirche
zu Sedletz in Böhmen, und die nicht minder stattliche des Doms zu
Pressburg, vom Jahr 151701
Ueber die Sculptur anderer Länder im 15. Jahrhundert liegen zwar
mancherlei zerstreute Nachrichten und Abbildungen vor, doch aber nicht
in genügendem Maasse, um daraus ein Bild des Entwickelungsganges
dieser Kunst entnehmen zu können. Nur so viel lässt sich ersehen, dass
überall die realistische Auffassungsweise, hie und da in sehr kenntlicher
Üandrischer Färbung, allmählich die Plastik durchdringt.
Für Frankreichs kommen zunächst in einigen Kirchen die Sculptu-
ren der Aussenseite der Chorwände gegen den Umgang hin in Betracht.
Im Dom von Chartres sind es fast freistehende Gruppen, im Dom von
Amiens Hochreliefs, bunt überfüllt und in der Regel nicht vom Besten
des fünfzehnten und beginnenden sechszehnten Jahrhunderts, doch als
kolossale Unternehmungen und durch einzelne interessante Ziige wichtig.
1 Vgl. Kugleräs Beschreibung der k. Klmstk. zu Berlin, S. 113. 2 Einige
rheinische Arbeiten s. Kugler, Kleine Schriften, II, S. 333, 3 Zahlreiche Ab-
bildungen bei E. aus'm Weerth, a. a. O. 4 Abgebildet in den "Mittheilnrl-
gen der Gentral-Commission" und in den österr. Denkmälern von Heider etc.
b S. Du Sommerard, les arts au moyen-äge, und Gailhabaud, Denkm. d. Bank,
Bd. IV. Denkmäler der Kunst, T. 86.
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. II. 28