Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die nord. 
16. J ahrh. 
Sculptur. 
Reisen des Meisters nach Italien annehmen zu müssen. Wir lassen diese 
dahin gestellt. Aus guter Quelle 1 wird jedoch berichtet, dass sein älte- 
ster Sohn Hermann Viseher (der jüngere, zum Unterschiede vom 
Grossvater) eine Reise nach Italien gemacht und viele Studien heimge- 
bracht habe, die dem Vater Wohlgefallen und den Brüdern zur Uebung 
gedient hätten. Diese dürften zur Erklärung jener Erscheinungen, abge- 
sehen von anderweitig vermittelten Einflüssen, bereits zur Genüge hin- 
reichen. Von Hermann Vischer d. j. ist das treffliche Denkmal des" 
Kurfürsten Johann in der Schlosskirche zu Wittenberg gefertigt (1534); 
dem des Vaters in der Anordnung ähnlich, steht es demselben doch in 
der Gediegenheit des Styles nach. Von Johann Vischer, einem jün- 
geren Bruder, findet sich in der Stiftskirche zu Aschaffenburg das 
grosse Bronzerelief einer Madonna (1530).  Als ein treiflicher Schüler 
und Nachfolger des Peter Vischer wird, ausser seinen Angehörigen, noch 
Pancraz Labenwolf gerühmt; ihm schreibt man das sog. Gänse- 
männchen auf einem Brunnen hinter der Frauenkirche in Nürnberg zu, 
eine mit humoristischer N aturwahrheit gearbeitete Bronzefigur eines Bauern, 
der unter den Armen ein Paar Gänse trägt.  Von einem guten Zeit- 
genossen des P. Vischer rührt das bronzene Epitaphium des Anton Kress 
in der Lorenzkirehe von Nürnberg her (1513). 
Noch sind schliesslich die Reihefolgen von ehernen Standbildern zu 
erwähnen, welche in der Hoflzirche von Innsbruck, als Umgebung des 
Grabmales Kaiser Maximilians I. aufgestellt sind. 2 Sie wurden wie es 
scheint sämmtlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegossen; 
als erster Unternehmer des Werkes wird urkundlich Georg Sessl- 
schreiber genannt, als die Meister, die an ihrer Ausführung vorzüglich 
Theil haben, werden Stephan und Melchior Godl (1535) und Hans- 
Lendenstrauch erwähnt; über den Gregor Löffler, dem man dieselbe 
gewöhnlich zusehreibt, ist kein näherer Nachweis vorhanden. In der sil- 
bernen Kapelle finden sich dreiundzwanzig Statuen von etwa halber 
Lebensgrösse, Heilige und Anverwandte des Hauses Habsburg vorstellend, 
die wahrscheinlich ursprünglich bestimmt Waren den Sarkophag zu um- 
geben; bei eigenthümlich kurzen Körperverhältnissen zeichnen sie sich 
durch die Schlichtheit des Styles und würdige Fassung vortheilhaft aus. 
Zwischen den Pfeilern der Kirche sind achtundzwanzig Colossalstatuen, 
mittelalterliche Heroen und ebenfalls Vorfahren des habsburgischen Ge- 
schlechtes, aufgestellt. An diesen findet man Bezeichnungen vom Jahr 
1513 bis 1535; die früheren dieser Arbeiten sind von einfacher, ruhiger 
Schönheit, andre wenigstens recht tüchtig, die meisten aber, und zwar 
die späteren, manierirt bis in's Unleidliche. Ungemeiner Fleiss aber und 
mannigfaltige Phantasie sind auf die Dekoration des Kostüms verwandt, 
besonders auf die bunten Turnierrüstungen der Männer.  Zwischen den 
beiden Reihen der zuletzt genannten Statuen steht das Denkmal selbst, 
auf welches sie sich beziehen. Dasselbe wurde, in seinen wesentlichen 
Theüen, durch den Bildhauer Alexander Colin von Mecheln (1526 
i 
{In J. Neudörüefs Naichrichten von den vornehmsten Künstlern und Werk- 
lenten in Nürnberg.  2 Lxthogr. v. Sehedler.
	        
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