Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die nord. K. v. Anf. d. 
Jahrh. 
Soulpmr. 
neu, dass die oberungarischen Städte am Fusse der Karpathen (damals 
unter polnischer Herrschaft), namentlich die Kirchen St. Jakob in Leut- 
schau und St-Aegyd in Bartfeld, einen grossen Reichthum von Schnitz- 
altären, wie die oben genannten und unter diesen einzelne Werke, die 
im höchsten Grade gerühmt werden, enthalten. 1 
Neben Veit Stoss waren in Nürnberg gleichzeitig aber auch noch 
andre Meister im Fache der Bildschnitzerei thätig, wie dies, ausser 
einigen Sclmitzaltären in der Jakobskirche, in dem nahen Kloster Heils- 
bronn, u. a. a. 0., namentlich eine höchst gediegene, durch grossen 
Adel und reine Schönheit ausgezeichnete Madonnenstatue, ohne Zweifel 
zu der Gruppe eines Crucitixes gehörig, bezeugt, die sich in der städti- 
schen Galerie (im Landauer Brüderhause) befindet. Ebenda eine 
Holztafel mit zahlreichen Relieffiguren (Rosenkranz, jüngstes Gericht, 
Leben der Maria, Heilige etc.), von "vorzüglichstemßtyl der späteren 
Zeit des 15. Jahrhunderts, in schönster Anordnung und Durchführung. 
 Für den Uebergang aus der Richtung der nürnbergischen Schule zu 
der italienischen Behandlungsweise, wie solcher in der Malerei bei Georg 
Pens stattfindet, bietet ein Altarwerk in der Spitalkirche zu Rothen- 
burg an der Tauber, dessen Hauptdarstellung eine Krönung der Maria 
ausmacht, ein trefliich bezeichnendes Beispiel dar. Dies Werk hat keine 
Bemalung.  Hieher gehört auch der Altar der Bergknappschaft (1521) 
in S. Anna zu Annaberg, dessen bemalte Schnitzwerke das Leben der 
Maria darstellen. (Die gemalten Bilder der Ausseniiügel, zum Theil nach 
Dürefschen Motiven, in der Art Grünewalds) Ebenda ein anderer guter 
Schnitzaltar mit Darstellungen ähnlichen Inhaltes. 
Von den rheinischen Arbeiten 2 dieser Gattung, welche an innerem 
Werthe meist erst in zweiter Linie stehen, ist der Altarschrein der Kirche 
zu Olausen, unweit Trier (zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts) mit sei- 
nen glücklich und charakteristisch belebten Passionsdarstellungen eine 
der wichtigsten; später und von verwandtem, obschon bei weitem gerin- 
gerem Styl: die Altarschreine in der Kirche zu Merl und in S. Martin 
zu Münstermayfeld. Vom Anfange des 16. Jahrhunderts stammen 
u. a. die jetzt verstellten und weiss übermalten Sculpturen des Hochal- 
tars in der Kirche zu Adenau her, worunter die Statuettcn der Apostel 
zwar nur wenig ausgeführt, aber von den grossartigsten und edelsten 
Motiven in Stellung, Geberden und Gewandung sind. An dem St. Ever- 
gisil-Altar in S. Peter zu Köln sind die fast frei gearbeiteten, über 
einander geschichteten Gruppen einer Passion im Einzelnen mit vieler 
realistischer Lebendigkeit ausgeführt. Ein grosser Schnitzaltar im nörd- 
lichen Seitenschiif der Kirche zu Euskirchen enthält ebenfalls biblische 
und legendarische Scenen von vielen kleinen Figuren, mehr in spielender 
Weise. Eine Schwere, überfüllte, derb naturalistische Darstellung zeigt sich 
in den Schnitzwerken eines grossen, aus S. Maria ad gradus stammenden 
 
1 Vgl. das Schorßsche Kunstblatt, 1837, N0. 100. Abbildungen in den Mit- 
theilungen der k. k. Oentral-Oomnüssion zu Wien. 1860.  2 S. F. Kugler, 
Kleine Schriften, U, 253 11; 1T- Vgl. S. 164. 181. 346. 471 u. f.  Zahlreiche 
stylgetreue Abbildungen bel E. aus'm Weerth, a. a. O.
	        
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