Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Die Holzsculptur in Verbindung mit der Malerei. 
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Altarschrein Markgraf Friedrichls IV. in der Klosterkirche zu Heils- 
bronn (gegen (1500) sowohl die Sculpturen (die Anbetung der Könige, 
auf den Flügeln vier Heilige, auf der Altarstaifel die Grablegung) als die 
Gemälde von hohem Werth.  Bei andern, aus Wohlgemuth's Schule 
hervorgegangenen Schnitzbildern wird aber auch nur die unschöne, auf 
das Gemeine und Hässliche gerichtete Seite seines Strebens festgehalten.- 
Ein Altarschrein in der Kapelle des heil. Blutes im Dom zu Bam- 
berg, den Abschied der Apostel in fast runden Figuren auf landschaft- 
lich behandeltem Hintergrunde darstellend, ist von fleissiger Ausführung 
und edlem Ausdruck der Köpfe. 
Als ein namhafter Bildsehnitzer erscheint in Nürnberg, nach Michael 
Wohlgemuth, Veit Stoss aus Krakau (1447-1542). Dieser Künstler 
zeichnet sich durch eine eigenthümlich zarte, naive Anmuth aus, die 
vornehmlich seinen weiblichen Gestalten ein anziehendes Gepräge giebt; 
doch ist er nicht frei von Manier, und in dem Streben, die alterthüm- 
liehen Härten des Faltenbruches zu vermeiden, verfällt er hier zumeist 
in ein seltsam geknittertes Wesen. Von ihm rührt der grosse Rosen- 
kranz in der Lorenzkirche zu Nürnberg her (1518), der frei schwebend 
die Gestalten des verkündigenden Engels und der Maria und in beson- 
dern Darstellungen die sog. sieben Freuden der Maria enthält. Sodann 
ein grosses Orucifix nebst Maria und Johannes in der Sebalduskirche 
(1526); die Tafeln des ehemaligen Hauptaltares in der obern Pfarrkirche 
zu Bamberg, Scenen aus dem Leben Christi und der Maria (1523), 
jetzt unter der Orgel derselben Kirche beiindlich, ein Eecehomo in der 
Klosterkirche zu Heilsbronn; u. a. m.  Veit Stoss tritt übrigens 
erst um den Beginn des 16. Jahrhunderts in Nürnberg auf,1 seine Bil- 
dung und die blühendste Zeit seiner künstlerischen Thätigkeit dürften 
seiner Heimath angehören, wo die Pracht- und Kunstliebe der Jagello- 
niden eine lebendige Theilnahme an den WVerken der Kunst zu erwecken 
wohl im Stande war. In diesem Betracht ist namentlich der grosse 
Altar in der Frauenkirche zu Krakau (1472-84) anzuführen, dessen 
Schnitzwerke in der Mitte die Krönung Mariä (kolossal), auf den Seiten 
biblische Scenen darstellen, sowie auch das Grabmal König Kasimifs 
(1492) in der dortigen Kathedrale, ein reicher Sarkophag mit der Statue 
desselben, darüber ein Tabernakel auf Säulen, alles von rohem Granit; 
endlich die Rathsherrnstühle im Chor der Frauenkirche (1495). Minder 
beglaubigt ist ein Sehnitzwerk, Johannes der Täufer nebst Reliefscenen 
aus dessen Leben, in der Kathedrale, und ein Steinrelief, Christus am 
Oelberg, an einem Hause in Krakau. Bei diesem Anlass ist zu erwäh- 
 
1 Mit Ausnahme eines frühern, urkundlich belegten Besuches in den Jahren 
1486-1488 oder 1489. Ein vorzüglicher Entwurf zu einem Grab des h. Sebald, 
mit dem Datum 1488, im Besitz des Prof. Heidelof, und von diesem in der „Or- 
Ilamentik des Mittelalters" mitgetheilt, wird, wie es scheint ohne Grund, dem 
Veit Stoss beigelegt; vgl. Schuchardt im deutschen Kunstbl. 1855, S- 125- Der 
untere Theil ist ähnlich angeordnet, wie an dem später von P. Vischer außge" 
führten Werke; oben aber folgt eine hohe Tabernakelarchitektur, deren Kostbar- 
keit wahrscheinlich die Ausführung verhinderte. Vgl. die Mittheilungen Naglerlß 
im Kunstbl. 1847 N0. 36. (Anderes 1846, N0. 11.)
	        
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