Verbindung mit
Die Holzsculptur in
der Malerei.
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stellen des Werkes befindlichen Stücke durch untergeordnete Hülfsarbei-
ter ausgeführt wurden, liegt ein Missverhältniss, das wohl in einzelnen
Fällen statt haben, doch schwerlich allgemein vorherrschen konnte; dann
finden wir in der That sehr viele Werke, bei denen die Sculptnren von
ungleich höherem Kunstwerth sind, als die Gemälde, so dass wir hier
nicht minder deutlich in den Malern die Gehülfen erkennen. An eini-
gen Altarwerken endlich sind die Sculpturen ohne Bemalung und ohne an-
derweitige Zusammenstellung mit Gemälden ausgeführt. Wir reihen diesel-
ben gleichwohl den oben besprochenen Arbeiten an, da sie für dieselben
Zwecke gearbeitet sind und da auch in ihnen das malerische Princip der
Anordnung ziemlich entschieden bemerklich wird.
Die früheren Altarsculpturen von Bedeutungf die der in Rede ste-
henden Periode angehören, finden wir (soweit unsre bisherigen Kenntnisse
reichen) in Oberdeutschland, vornehmlich in Schwaben. Sie ent-
sprechen im Wesentlichen den besonderen Eigenthümlichkciten der schwä-
bischen Malerschule, wie sich diese, unter mehr oder minder bestimmtem
Einflüsse der flandrischen Schule, ausgebildet hatte. Als namhafte Scnlp-
turen sind hier hervorzuheben: Die an dem Altar des Lucas Moser zu
Tiefenbronn (1431), die h. Magdalena vorstellend, die von Engeln
emporgetragen wird. Die Scnlpturen an dem von H. Schülein ge-
malten Altar, ebendaselbst (1468), Abnahme vom Kreuz, der Leichnam
Christi im lSchoosse der Maria und verschiedene Heilige. Die Sculptu-
ren am Hochaltar der Jakobskirche zu Rothenburg a. d. Tauber, dessen
Flügel durch F. Herlen gemalt wurden (1466); sie stellen den Gekreu-
zigten und sechs Heilige, darüber, in einem geschnitzten Baldachin, den
Eccehomo dar; an künstlerischem Verdienst sind sie den Gemälden Her-
len's beträchtlich überlegen und gehören sogar, was den Geist der Erfin-
dung, die charaktervolle und edle Haltung der Gestalten, die correcte
und grossartige Behandlung der Formen, die einfache Schönheit der Ge-
wandung anbetrifft, zu dem Allertrefflichsten, was überhaupt die deutsche
Kunst hervorgebracht hat. (An dem Altar des Herlen zu Bopfingen,
in der St. Blasiuskirche, steht umgekehrt das Schnitzwerk den Gemälden
nach). Der Altar des h. Blutes, in derselben Kirche zu Rothenbur g,
1478 gestiftet, mit unbemaltem Schnitzwerk (in der Mitte das Abend-
mahl, auf den Flügeln Christi Einzug in Jerusalem und Leiden am Oel-
berg) erinnert mehr an die Weise Schongauefs. Ein trefliicher Altar in
der Spitalkirche ebendaselbst, in der Mitte die Krönung Mariä, ebenfalls
unbemalt, enthaltend, wird irrig Veit Stoss zugeschrieben, zeigt aber
mehr eine dem Holbein verwandte Richtung. Die Sculpturen des Chor-
altares in der Georgskirche von Nördlingen (der Gekreuzigte zwischen
Heiligen), vom J. 1462, und das Sacramenthäuschen ebenda, 1511-1525
von dem Baumeister Stephan Weyrer und dem Bildhauer Ulrich
Creitz gefertigt, sind ebenfalls tüchtige Arbeiten. Die Gruppe der
Grablegung Christi in der Michaeliskirche zu Hall, an Trefflichkeit dem
1 Vergl. Schorn, zur Gesch. der Bildschnitzerei in Deutschland, Klmstblfttv
1836, N0. 2, f. Grüneisen und Manch, Ulm's Kunstleben, S. 61, 5- Gruß"
eisexfs Sendschreiben, Kunstblatt, 1840, Nov 96, f.