Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die nord. K. v. Anf. 
d. 16. Jahrh. 
Sculphzr. 
Wappen und zweiundzwanzig Statuetten vertheilt, von einem Style, wel- 
cher den besten gleichzeitigen kölnischen Gemälden entspricht, doch 
schon mit einzelnen modernen Anklängen. 
Sehliesslieh nennen wir hier die hauptsächlich durch wohlstylisirte, 
zum Theil satyrische Thierfiguren, Ornamente u. dg]. bedeutenden Chor- 
stühlel der Münster von Emmerieh (1487), Xanten, Calcar, Ba- 
sel u. s. w.  Auch im Figürlichen sehr werthvoll sind diejenigen in 
S. Gertrude zu Löwen, die schönsten Belgiens. 
Die Holzsculptur in Verbindung mit der Malerei. 
Ungleich umfassender, als im Bereich eines solchen selbständigen 
Schaffens, tritt uns die deutsche Sculptur an denjenigen Werken entge- 
gen, die sie in unmittelbarer Verbindung oder in einem anderweitig nähe- 
ren Verhältniss mit der Malerei hervorgebracht hat. Dies sind vornehm- 
lich die grossen Altarwerke, deren Inneres in der Regel mit bemalter und 
vergoldeter Sculptur (in Holz geschnitzt) ausgefüllt ist, während das 
Aeussere durch wirkliche Gemälde, nicht selten auf mehrfach übereinan- 
der zu klappenden Flügeln, gebildet wird. Ueber die allgemeine Ein- 
richtung und ästhetische Bedeutung derselben ist bereits früher, bei den 
Arbeiten der gothischen Periode, WO sie zuerst auftreten, die Rede ge- 
wesen; 2 in der gegenwärtigen Periode kommen sie noch bei weitem 
häufiger vor als früher, und es gehören die Fälle, in denen der Altar- 
schmuek nur aus Gemälden besteht, fast zu den Ausnahmen; ein sehr 
grosser Theil der im Vorigen betrachteten deutschen Malereien findet 
sich in der That an solchen durch beide Künste gemeinschaftlich her- 
vorgebrachten Werken. Die ganze Beschaffenheit derselben bringt es 
mit sich, dass bei der Behandlung der Sculpturen plastische und male- 
rische Pincipien auf eine mehr oder weniger gleichmässige Weise zur 
Anwendung kamen; natürlich herrscht aber bei den grösseren Statuen, 
die in der Regel den Mittelschrein des Gesammtwerkes ausfüllen, mehr 
das plastische Princip, bei den dramatisch durchgebildeten Darstellungen 
dagegen, die zumeist in den Seitenschreinen enthalten sind, mehr das 
malerische Princip vor; letzteres in einer Weise, dass sie insgemein als 
Hochreliefsmit freistehenden Statuen im Vorgrunde erscheinen. Auch 
bringt es die unmittelbare Theilnahme der Malerei an diesen Werken 
mit sich, dass sich in ihnen die Charaktere der verschiedenen Maler- 
schulen ziemlich deutlich wiederspiegeln. Zum Theil können wir sogar 
mit Entschiedenheit annehmen, dass der Maler, von dem die Flügelbilder- 
des Werkes herrühren, die Leitung des Ganzen hatte und die Sculpturen 
nach seinem Entwurf schnitzen liess, wenn er nicht vielleicht selbst Hand 
an das Werk legte; ein solches Verhältniss würde uns auch den auffäl- 
ligen Umstand erklären, dass uns hier wiederum nur äusserst wenige 
Künstlernamen begegnen. Dennoch können wir dies nicht als allgemeine 
Regel annehmen. Schon in der Sache selbst, dass die an den Haupt- 
A 
1 E. aus'm Weerth, 
land, I, S. 30, ff. 
giebt zahlreiche Beispiele.  
? Waagen, Deutsch-
	        
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