Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Glasmalerei. 
Die 
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Schneeberg (1539), u. s. W. Andre Bilder, besonders seine mehrfach 
vorhandenen Darstellungen Christi, der die Kinder segnet, zeichnen sich 
durch das anmuthige Gepräge einer kindlichen Unschuld aus. Mehrfach 
auch nimmt Cranach Gestalten der antiken Mythe zu seinem Gegen- 
stande, die er, zum Theil wenigstens, mit gemüthlich neckischem Sinne 
in die Mährchen-Poesie seiner Heimath einführt; so ganz besonders in 
dem lieblichen Bildchen der Diana mit dem Apollo, im Berliner Mu- 
seum. In noch andern Bildern endlich überlässt er sich ganz den Ein- 
gebungen seines volksthiimlichen Humores, wie namentlich in der über- 
miithig lustigen Darstellung des Jugend-Brunnens, ebenfalls im Berliner 
Museum (1546). 
An vielen Bildern von Cranach ist' Gresellenhülfe vorauszusetzen; 
Vieles auch wurde, bis spät in das 16. Jahrhundert hinab, von seinen 
Nachfolgern in seinem Style gemalt. Doch fehlt es über die letzteren 
fast durchweg an bestimmten Nachweisen. Nur die Bilder seines Sohnes, 
Lueas Cranach des jüngeren (1515-1586), sind zum Theil näher 
bekannt (namentlich mehrere in der Stadtkirclte zu Wittenberg, im 
Dom von Naumburg u. a. a. O.) Von andern, wie von Vischer, 
Matthias Krodel, Joachim Kreuter, Heinrich Königswieser, 
ist nur der Name anzufiihren. 
Die 
Glasmalerei. 
Die Kunst der Glasmalerei erfreute sich, im Verlauf der in Rede 
stehenden Periode, in den nordischen Ländern, besonders in Deutschland 
und den Niederlanden, noch einer sehr umfassenden Anwendung; sie ward 
technisch in sehr bedeutendem Maasse vervollkommnet, so dass man, 
während die früheren Arbeiten dieser Art zumeist nur aus einfach colo- 
rirten Umrisszeichnungen bestanden, nunmehr zu einer höheren, eigent- 
lich malerischen Durchbildung zu gelangen vermochte. Aber indem solcher 
Gestalt eine Kunstgattung, welche vorzugsweise dem Kreise der monu- 
mentalen Kunst des gothischen Styles angehört und durch denselben ur- 
sprünglich bedingt ist, ihre höhere Vollkommenheit erreichte, zeig-t sich 
hier zugleich das realistische Element der späteren Zeit auf eine um so 
außälligere, nicht selten empfindliche Weise. äJie Darstellungen werden 
mehr und mehr den all emeinen Stylgesetzen er Architektur, mit wel- 
cher sie doch in unmitteglbarer Verbindung stehen, entfremdet, sie werden 
auf eine willkiirlichere Weise angeordnet, sie werden überhaupt, ähnlich 
den andern Werken der Malerei, als selbständige, für sich bestehende 
Bilder behandelt, wenn auch die Oekonomie der gegebenen Räume zu 
manchen dekorativen Zuthaten nöthigte. So erscheint denn auch die 
Glasmalerei dieserd Zeithuntelr dem länmitteläaren Einilusse der liibritgen 
Malerschulen, un nic t se ten wir von en vorzü lichsten eis ern 
der letzteren berichtet, dass durch sie die Cartons odegr Zeichnungen zu 
Fenstergemälden seien geliefert worden. 
In Deutschland tritt diese Blüthe der Glasmalerei vernehmlich in 
der späteren Zeit des 15. und im Anfange des 16. Jahrhunderts hervor. 
Bedeutendes und Mannigfaltiges wurde u. a. zu Nürnberg geleistet, wo
	        
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