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16. Jahrh.
Malerei.
von Nürnberg vertheilt, die Tafeln des grossen Altarwerkes in der
Stadtkirche zu Schwabaeh (1506-1508); mehrere undatirte Werke zu
Nürnberg: in der Moritzkapelle, in der Liebfrauenkirche, andere in
der Kirche von Herspruck bei Nürnberg, in der Kirche von Heils-
bronn und in der Pinakothek von München, vermuthlich auch die
Tafeln des Hochaltares in der Reglerkirche zuErf u rt; endlich ein Altar-
werk mit dem Leben der h. Elisabeth, im Dom zu Kaschau. Unter
den Zeitgenossen des Wohlgemuth in Nürnberg ist vornehmlich, obschon
als ein Künstler von mehr untergeordneter Bedeutung, der Maler Jacob
Walch hervorzuheben.
Zu einer ungleich bedeutsameren Entfaltung ward die nürnbergische
Malerei durch Michael Wohlgemutlfs grossen Schüler, Albrecht Dü-
rer (1471-1528),1 emporgehoben. Dem rationellen Princip seines Mei-
sters gesellte sich bei ihm zunächst ein ungemein klarer Blick für die
Formen des Lebens und für die wechselnden, auch die leisesten Aeusse-
rungen desselben zu. So führte er das Streben nach Charakteristik
auf den sicheren Boden der Wirklichkeit zurück; und wenn bei ihm auf
der einen Seite auch, statt jener idealen Bildungen des Wohlgemuth,
solche erscheinen, die mehr dem gewöhnlichen Leben entnommen sind,
so bleibter auf der andern Seite doch vor absichtlicher Karrikatur und
Unschönheit bewahrt. Eine höhere Läuterung der Form liegt nicht in
seiner Absicht, wohl aber ist ihm ein Adel der Gesinnung, ein sittliehes
Bewusstsein eigen, das seinen Darstellungen dennoch ein so anziehendes
wie würdevolles Gepräge aufdrückt. Seine Produktionskraft erscheint im
höchsten Grade bedeutend; dem Reichthum der Ideen, die seinen Geist
bewegen, entsprechen die mannigfaltigsten und stets neuen Anschauungen
seiner Phantasie. Das poetische Moment der Darstellung ist bei ihm
innig mit diesem phantastischen verschmolzen; manche unter seinen Ar-
beiten gehören zu den sinnigsten Erzeugnissen, welche die allgemeine
phantastische Richtung der Zeit hervorgebracht hat; aber auch bei allen
übrigen klingt dieselbe durch, obschon nicht immer zum Vortheil der
Darstellung, wie z. B. gewisse besondere Manieren der Gewandung, so-
dann ein gewisser (der Glasmalerei verwandter) Schillerglanz in der
Färbung hievon herzuleiten sein dürften. Im J. 1506, als seine künst-
lerische Kraft schon zu ihrer Blüthe entwickelt war, hielt er sich zll
Venedig auf; doch scheint dieser Aufenthalt auf seinen Bildungsgang
nicht unmittelbar eingewirkt zu haben; dagegen scheint eine Reise nach
den Niederlanden, in der späteren Zeit seines Lebens (1520 und 21) ihm
Aufschlüsse über manches Einseitige seiner Behandlung gegeben und ihn
zu dem nicht erfolglosen Versuche, sich desselben zu entäussern, veran-
lasst Zll haben. Ein grosser, oder vielmehr der bedeutendste Theil seiner
Werke, besteht aus Holzschnitten, die nach seinen Zeichnungen gefertigt
sind, und aus Kupferstichen, welche er eigenhändig gearbeitet hat; im
Fache des Kupferstiches ist er einer der ersten Meister seiner Zeit,
Von seinen Arbeiten können hier nur einige der wichtigsten namhaft
gemacht werden. Die frühesten bekannten Jugendwerke sind: In den
1 Denkmäler der Kunst, T. 83. S4.