Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

deutschen Schulen der 
Die 
Malßrei. 
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ansehliesst; doch fehlt es nicht an Spuren, welche auch hier die Einwir- 
kung der llandrischen Schule bestätigen. Von einem begabten Nachfolger 
der Eyck'schen Richtung, Berthold Furtmayr, stammen die zahlrei- 
chen Miniaturen einer Handschrift mit Geschichten aus dem alten und 
neuen Testament und aus der Legende, 1468-72 ausgeführt, jetzt in der 
fürstlich Wallersteidschen Bibliothek zu Mahingen bei Nördlingen. 
Grosse Innigkeit des Ausdrucks, sinnige Anmuth und glänzende Kraft 
der Färbung verbinden sich in diesen liebenswürdigen Werken mit den 
Typen der ilandrischen Kunst. Von demselben Meister die Miniaturen 
eines 1481 für den Erzbischof von Salzburg geschriebenen Missales.  
In anderen bairischen Malern kommt die neue Darstellungsweise mit man- 
cherlei Anklängen an die Meister der benachbarten schwäbischen Schulen 
verwebt zur Erscheinung. Von grosser Kraft und Leidenschaftlichkeit 
der Darstellung ist ein Triptychon in der Galerie zu Schleissheim, 
mit den Darstellungen der Dreifaltigkeit, der Taufephristi und der Krö- 
nung Mariä, von Hans von Olmendorf 1491 gemalt. Dagegen scheint 
Gabriel Mächselkircher in seinem ebendort beündlichen Altarwerk 
vom J. 1467, mit Kreuztragung und Kreuzigung, ein schwächerer Nach- 
folger Schongauefs. Noch geringer ist Ulrich Futerer, von welchem 
in derselben Galerie eine Kreuzigung; dagegen will man in zehn grossen 
Altartafeln der Peterskirche zu München einen dem Hans von Olmen- 
dorf nahe stehenden ebenfalls geringeren Maler vermuthen. 
Ueber die gleichzeitige Malerei in Oesterr eich fehlt es noch an 
genaueren Nachforschungen. 1 Der Meister Pfennig, von welchem sich 
im Belvedere zu Wien eine Kreuzigung vom J. 1449 befindet, zeigt in 
allgemeinerer Weise die Merkmale der flandrischen Schule. Aus demsel- 
ben Jahre stammt ein Flügelaltar in der Spitalkirche zu Aussee bei 
Ischl, der die von den Aposteln und den Schaaren der frommen Frauen, 
Jungfrauen, Laien und Geistlichen verehrte Dreifaltigkeit darstellt. Hier 
ist in Charakteren, Farbenpracht und Durchbildung ein entschieden flan- 
drischer Einfiuss, aber verschmolzen mit einem selbständigen milden 
Schönheitssinn. Bedeutender und entwickelter erscheint ein Meister 
Michael Pacher von Brunecken, welcher im Jahr 1481 den grossen 
Altar in der Kirche zu S. Wolfgang im Salzkammergute ausführte, 
Das Hauptstück stellt in reicher Holzschnitzerei eine Krönung der 
Jungfrau, nebst der Geburt Christi und der Kreuzigung dar, die Flü. 
gel zeigen Gemälde mit Scenen aus dem Leben Christi in freier Auf. 
nahme der Eyck'schen Richtimg, aber in besondrer phantasievoner Gmss. 
artigkeit der Auffassung. Von geringer Bedeutung ist ein aus der 
Spitalkirche zu Brixen stammendes, jetzt im Seminar zu Freising 
befindliches Altarwerk eines Malers derselben Familie, des Friedrich 
Pacher von Brunecken, vom Jahr 1483. Dagegen scheint ein ebenfalls 
aus Schnitzarbeit und Gemälden bestehendes Altarwerk der Kirche zu 
Hallstadt in Oberösterreich, inschriftlich von Leonhard Astl gefer- 
tigt, ein treffliches Werk Vom Anfang des 16. Jahrhunderts.  Sodann 
 
C 1 _Nqchrichten fm verschiedönen Stellen der "Mittheilungen der k. k. Central! 
ommlsslon" zu WIGII. Vgl. auch E. Forster, a. a, 0, S, 260 ff. 
KnÄgler, Handbuch der Kunstgeschichte. II. 26
	        
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