Die
deutschen Schulen der Malerei.
ächtes Werk des Meisters und als ein Juwel nordischer Kunst bezeichnet.
Ausserdem sind in der Pinakothek, in der Galerie von Schleissheim,
in der Moritzkapelle von Nürnberg noch zahlreiche Bilder (namentlich
eine grosse Reihenfolge mit Familiengruppen aus der Verwandtschaft der
Maria) vorhanden, die entschieden nur der Nachfolge des Meisters ange-
hören, doch auch in solchem Betracht noch eine grosse und eigcnthüm-
liche Bedeutung haben. Eine streng kritische Fortsetzung der Unter-
suchungen über M. Schongauer und über seine Schule wird ohne Zweifel
zu wichtigen Ergebnissen für die deutsche Kunstgeschichte führen.
Andere Künstler von mehr oder weniger selbständiger, Bedeutung
entwickelten sich unter den Einflüssen der vorgenannten Meister. Zu
Augsburg beginnt um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit Hans Hol--
bein dem Grossvater 1 diejenige Kunstweise, welche durch seine Nach-
kommen ihre Vollendung erreichte: die eines anmnthigen, mit warmem,
gesättigtem Colorit verbundenen Realismus (Bild in der dortigen Galerie).
Bedeutender ist sein Sohn Ha.ns Holbein der ältere, gegen den Schluss.
des 15. Jahrhunderts blühend. Seine Richtung dürfte mit der des Martin
Schongauer zu vergleichen sein, auch hat er im Einzelnen eine liebens-
würdige Milde, welche an die Bilder jenes Meisters erinnert; zugleich
aber tritt das phantastische Element und die Neigung zu übertriebener
Charakteristik bei ihm entschiedener hervor; auch ist die malerische
Ausbildung bei ihm einen beträchtlichen Schritt weiter gefördert. Zahl-e
reiche Bilder von ihm in den Galerien von Augsburg, Nürnberg,
Frankfurt a. M., Schleissheimf u. s. w.; einige späte Bilder in
der ölfentlichen Sammlung zu Basel sind schon ganz in der freiern
Weise des 16. Jahrhunderts gemalt. Dann eine namhafte Reihe von Ma-
lern, welche zu derselben Zeit in Ulm thätig waren: Jörg Stecker,
Jakob Acker (unter mehreren Gliedern der Familie Acker), Lucas
Knechtelmann (ebenfalls neben Andern seiner Familie). Bedeutender
jedoch als diese war Bartholomäus Zeitblom (malte von 1468 bis
1514). Er erscheint der Richtung des M. Schongauer nahe verwandt,
ohne zwar die idealere Schönheit des letzteren zu erstreben; er ist wür-
dig und gemüthreich, doch im Ausdrucke einer mehr schlichten, verstän-
dig biederen Gesinnung; seine Compositionen sind einfach, die Köpfe
seiner Gestalten in einem schönen, weichen Oolorit durch ebildet. Die
grösste Anzahl seiner Werke sieht man in der Abellschen gSammlung zu.
Stuttgart, eine Darstellung des von zwei Engeln gehaltenen Schweiss-
tuches der Veronica im Museum zu Berlin, anderes bei Prof, Hasslep
in Ulm, ein frühes Bild (1468) zu St. Georgin Nöndlingen, einzelnes."
in der Galerie von Augsburg, in der Pfarrkirche auf dem Heerberge
bei Gaildorf, in der Klosterkirche zu Adelberg, m S_ w_ Zahheiche
Werke lassen ausserdem die unmittelbare Einwirkung des Bartholomäus.
Zeitblom erkennen und deuten auf eine umfassende Schule, die von ihm-
ausgegangen. So zwei Tafeln von Peter Tagpreth aus Ravgnsburgj
1 Den Streit über dessen Daseiq s._ im Deutschen Kunstblatt 1855, S. 371.
2 Wir wissen nicht anzugeben, w1e vleles von den hier und im Folgenden ge-
nannten Werken sich noch dort befindet.