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Die Kunst des gothischen Styles.
wirkung der Schulen oder der Meister ausgeführt, welche an den eben-
genannten Kathedralen thätig waren, andre mit den Versuchen einer
selbständigen Entwickelung aus den traditionellen Elementen und aus der
lokalen oder sonst bedingten Gestaltung der letzteren. Die kleine Kirche
St. Julien le Pauvre zu Paris, die zu Bagneux, unfern von dort,
wiederholen die an den älteren Stücken der dortigen Kathedrale ausge-
prägten Motive. Die Kirche St. Yved zu Braine, unfern von Sois-
sons, 1216 geweiht, zeigt den Einfluss der Bauhütte von Laon, (was
namentlich auch in der neuerlich zer-
störten Fagade der Fall war). Ihr
Chor, ohne Umgang, hat die sehr
eigenthümliche Anordnung schrägste-
hender Seitenabsiden, zwei auf jeder
Seite, mit denen er sich dem (Quer-
sehiff entgegenbreitet. Auch die Ruine
jfziijiß der Kirche von Longpont in der-
ü, selben Gegend, 1227 geweiht, zeigt
eine Nachwirkung derselben Schule.
Unmittelbarer bethätigt sich die letz-
j tere an den Resten des crzbischöflichen
l 5 735i Palastes zu Laon, auch an einem
QYVPH ir-BWM mächtigen Saalgebäude der Abtei von
Chor von St. Yved zu Braine. Vauclairr unfern von dort-
Kirche von St. Leu (Plisserent,
unfern von Senlis, hat im Chore einen eigenthümliehen Wechsel verschie-
denbehandelter Säulen und Pfeiler, während ihr Schiffbau für die nächst-
folgende Entwickelung von Bedeutung ist; (s. unten). In Soissons
sind der älteste Theil der Kathedrale, der seit 1175 erbaute südliche
Quersehilfilügel, halbrund schliessend, mit schmalem Umgange, und die
schlichte Kirche St. Leger anzuführen. Ferner die von Ailly-sur-Noye
und St. Pierre zu Roye, St. Maclou
. w; . und St. Pierre zu Bar-sur-Aube,
St. Madeleine zu Troyes, St. Qui-
gVÄzv riace und St. Ayout zu Provins,
'Qak 45' der ältere Theil von St. Jacques zu
-mz yävsa. Rheims, u. s. w.
12m1, n" Andre in benachbarten Districten.
1 X a) In Burgund die Cistercienserkirche
i - - - - Ea. Otl- von Pontigny, ein Säulenbau von
Grundriss des Oberes der Kirche von Pon- schlichter Behandlung nach (1911 GQ-
tigny. (Mich De Cuumont.) setzen des Ordens, doch von stattlicher
Ohoranlage, halbrund und mit einem Kranze von Kapellen umgeben, die,
das reiche Schema nach dem baulichen Princip des Ordens regelnd, in
einfach eckiger Grundform die Räume zwischen den Strebepfeilern aus-
füllen. Der Chor der Kirche von Vezelay, 1198-1206, ein Säulenbau
von glänzenderer Entfaltung; und die kleinere, wiederum mehr alterthü-
melnde Kirche von Flavigny, die auch, nach altburgundisehem Motiv,
noch der Oberfenster entbehrt. In der Normandie die Abteikirehe von