seine Nachfolger.
Michelangelo Buonarroti und
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schöne Durchbildung der Köpfe anbetriift. So auch ein Altarbild im
Pariser Museum vom J. 1504. Später jedoch zeigt sich in seinen Wer-
ken einc grosse und unerfreuliche Verflachung, wie er denn in der Be-
handlung der Farbe fast durchweg hart und grell ist.
Auch Rosso de' Rossi (1496-1541, von den Franzosen lilaitre
Roux genannt) zeigt in seinen früheren Werken manches Verwandte mit
jenen, und bisweilen eine massvolle Haltung (die sogenannten Parzen des
Michelangelo im Pal. Pitti sind wahrscheinlich von seiner Hand); mei-
stens aber ist er roh in der Empfindung, unschön und formlos, wie man
schon in seinem Freskobilde der Himmelfahrt Mariä im Vorhof der An-
nunziata zu Florenz sieht. In seinen Oelbildern (kleine Darstellung
des Parnasses, im Louvre zu Paris, Madonna mit Heiligen im Palast
Pitti) zeigt er sich als manierirter Nachahmer des Fra Bartolommeo,
obendrein mit kalter rother Färbung des Fleisches. Seine Hauptthätigkeit
gehört jedoch Frankreich an, wo er im Dienste des Königs Franz I. ar-
beitete; in den Werken, die er dort ausgeführt, tritt zumeist eine mehr
oder weniger manierirte Nachahmung des antiken Geschmackes in uner-
quicklichster Weise hervor.
Michelangelo Buonarroti und seine Nachfolger. 1
Endlich ging aus Florenz ein schon mehrfach genannter Meister her-
vor, dessen Richtung von der der bisher besprochenen Maler wesentlich
abwich, der jedoch in seiner eigenthümliehen Weise wiederum das Höchste
leistete und der auch "auf Zeitgenossen und nachfolgende Künstler nicht
ohne bedeutenden Einfluss blieb. Dies war Michelangelo Buonar-
roti (1474-1563)? Seine ursprüngliche Bildung hatte er bei Domenico
Ghirlandajo erhalten, doch hatte er sich bald fast ausschliesslich der
Sculptur zugewandt. Was bei Betrachtungdieses Kunstfaclies bereits frü-
her (S. 329) über die Eigenthünilichkeit seiner Auffassungs- und Darstel-
lungsweise gesagt ist, findet auch hier seine Anwendung. Nur ist hier
noch hinzuzufügen, dass seine Behandlung auch in der Malerei mehr auf
eine plastische als auf eine eigentlich malerische Wirkung (die zum Bei-
spiel in dem Helldunkel des Correggio einen ihrer höchsten Triumphe
feierte) hinausgeht; dass gleichwohl indess seine Composition nicht mit
Einseitigkeit an den Gesetzen der Sculptur festhält, sondern sich mit
Umsicht derjenigen freieren Mittel bedient, welche die Malerei gewährt
(soweit diese nicht etwa von jenen Licht- und Luftwirkungen, welche
das Helldunkel hervorbringen, bedingt sind). Und noch wichtiger ist es
zu bemerken, dass gerade dem Fache der Malerei, obschon er dasselbe
nicht als sein Hauptfach betrachten wollte, seine grossartigsten, freisten
und edelsten Leistungen angehören: sei es, dass ihm hier seine Unter-
nehmungen durch äusseres Missgeschick nicht verkümmeri; oder dass seine
künstlerischen Gedanken durch keine mühselige Technik gelähmt wurden,
oder sei es, dass überhaupt in seiner Richtung Etwas lag, was mit den
eigentlichen Gesetzen der Sculptur nicht völlig übereinstimmte.
1 Denkmäler der Kunst, T. 77. 2 Umrisse nach seinen Gemälden bei Lan-
don, Vieg et oeuvl-es des peintres les plus celebrcs.
Kuglcr, Handbuch der Kunstgeschichte. II. 23