Leonardo da Vinci und seine Nachfolger.
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besonders an Gaudenzio Ferrari erinnert. Andere Tafelbilder in den
Uffizien zu Florenz und in den Studj zu Neapel. Hin und wieder
zeigt sich in Sodoma's späteren Werken der nicht günstig wirkende Ein-
iluss der Manieren der florentinischen Schule (sofern die letztere nament-
lich von Michelangelo abhing). Mehr noch ist dies der Fall bei Sodoma's
Schülern und Mitstrebenden in Siena, wobei zum Theil auch Einflüsse
der Schule Rafaels eintreten, obschon diese Künstler im Allgemeinen
zugleich, mehr oder minder deutlich, der Richtung des Sodoma folgten.
S0 seine Schüler Bartolommeo Neroni (genannt Maestro Riccio),
Michelangelo Scalabrino (genannt Michelangelo da Siena,
nicht zu verwechseln mit M. Anselmi, dem Nachahmer des Correggio),
Giomo del Sodoma und andre eben so wenig bekannte. So sein
Mitarbeiter in S. Bernardino, Domenico Beccafumi (gen. il Mecche-
rino), der sich wenigstens in den Fresken, welche er dort ausgeführt,
und in einer grossen Tafel der h. Katharina von Siena in der Akademie
zu Siena dem Sodoma erfreulich anzuschliessen wusste, später jedoch in
unleidliche Manier verfiel. Merkwürdige Arbeiten, theils von frühern
Meistern, theils aber von Beccafumi sind die musivischen, aus hellerem
und dunklerem Marmor zusammengesetzten Darstellungen, welche den
Fussboden im Chore des Domes von Siena bilden. In minder nahem
Verhältniss steht Baldassa-re Peruzzi, der Baumeister (1481-1536).
Einige Malereien aus der früheren Zeit dieses Künstlers, wie die Fresken,
welche er in der Farnesina und in der Altartribune von S. Onofrio zu
Rom ausgeführt, hauptsächlich aber die Madonna mit Heiligen und
dem knieenden Agostino Chigi in S. Maria della Pace daselbst, haben
noch ein liebenswürdig alterthümliches Gepräge, spätere, wie sein Augu-
stus mit der Sibylle in dem Kirchlein Fonte Giusta zu Siena, sind
etwas frostiger, nach römischer Manier, behandelt.
Noch mag hier der Veroneser Gianfrancesco Oarotto (um
1470-1546) angeschlossen werden. In seinen früheren Arbeiten seinen
dortigen Zeitgenossen, namentlich dem Francesco Morone verwandt, scheint
auch er sich später unter dem vorwiegenden Einfluss des Leonardo aus-
gebildet zu haben; zugleich aber macht sich in seinen fein empfundenen
und duftig weich behandelten Werken eine Annäherung an den Styl
Rafaels bemerklich, die bei ihm jedoch keinesweges einen Zwiespalt
des künstlerischen Bewusstseins hervorbringt. Vielmehr erscheint Carotto
als ein sehr edler und reiner Meister und auf ähnlich achtungswürdiger
Stufe stehend, wie etwa Luini und Sodoma. Die städtische Galerie und
die Kirchen zu Verona enthalten zahlreiche Werke seiner Hand; vor-
züglich bedeutend sind seine Arbeiten, Fresken aus der Geschichte des
Tobias und eine Altartafel, in der Kirche S. Eufemia, Kapelle degli
Spolverini. Andre Künstler von Verona sind Paolo Morandi, gen.
Cavazzola, der noch jung 1522 starb und treffliche Werke hinterliess
(städtiSßlle Sammlung zu Verona), dann der weniger bedeutende Nie-
colo Giolfino (Bilder in S. Anastasia und S. Eufemia daselbst) u. s. w.