Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Vinci und seine Nachfolger. 
da 
Leonardo 
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zu einem hohen ergreifenden Ernste gestaltet; sein Ilauptwerk ist eine 
Madonna zwischen dem Täufer und dem h]. Sebastian, nebst knieenden 
Donatoren, jetzt im Museum von Paris; im Berliner Museum, von 
seiner Hand, eine grossartige h. Barbara.  Auch bei Gaudenzio 
Vinci klingt die ältere Schule des Landes nach, doch mehr jene zart 
religiöse, gemüthliche Richtung; sein Hauptwerk ist das Altargemälde in 
der obern Kirche zu Arona, am Lago maggiore.  Von den minder 
bedeutenden Schulgenossen dieser Meister nennen wir Bernardino 
Fassolo, Nicoolo Appiani und Giovanni Pedrini, von dem die 
vielen etwas glatt vollendeten und kalt gefärbten nackten Halbfiguren 
der Magdalena, Katharina, Lukrezia u. dergl. herrühren.  
Andrea Solario,1 genannt del Gobbo, ist ein sehr bedeutender 
lombardischer Meister, der seine erste Bildung in der Schule Bellinils 
erhalten hat, wie aus einem seiner frühesten bekannten Bilder, der in 
der Brera zu Mailand befindlichen h. Familie (bez. Andreas Mediola- 
nensis 1495) deutlich hervorgeht, die für S. Pietro in Murano gemalt 
war. In dem köstlichen kleinen Gemälde der Kreuzigung im Louvre 
(bez. Andr. Mediolan. 1503), das durch liebevolle Durchführung und klare- 
Färbung sich auszeichnet, erkennt man Einflüsse Mantegna's. Später 
nahm Andrea Eindrücke von Leonardo auf und wusste dieselben in seiner 
Empfindung namentlich bei Gemälden geringeren Umfanges zu anziehen- 
der Wirkung zu bringen. So in einem zu Mailand in Privatbesitz be- 
findlichen Bildchen von grosser Schönheit und Vollendung (1515), die 
Ruhe auf der Flucht nach Aegypten darstellend; so in der liebenswürdi- 
gen Madonna das Kind nährend, im Louvre, einem seiner vorzüglichsten 
Werke, und einer ähnlichen Madonna, beim Grafen Pourtales zu Paris. 
Ein Hauptwerk seiner späteren Zeit ist die grosse Altartafel der Himmel- 
fahrt Mariä in der Karthause von P avia. Andres mehrfach unter frem- 
dem Namen in verschiedenen Galerieen.  Gaudenzio Ferrarif aus 
Valduggia (1484-1549), besuchte zuerst die Schule des Girolamo Giuve- 
none in Vercelli und kam dann nach Mailand. Er war nicht Schüler des 
Leonardo, doch ist auch in seinen Bildern der Einfluss, den der letztere 
auf die Schule des Landes ausgeübt hatte, wahrzunehmen. Damit aber 
verbinden sich bei ihm noch andere Richtungen, die durch seinen Stu- 
diengang und durch seine persönliche Eigenthümlichkeit erklärt werden; 
eine Zeit lang arbeitete er in der Werkstätte des Perugino, später in 
Rom bei Rafael, dessen Darstellungsweise er sich, für den Augenblick 
wenigstens, anzueignen bemüht war; seine eigene Sinnesweise endhch 
giebt seinen Arbeiten oft einen mehr oder weniger phantastischen Cha- 
rakter. Sie sind von verschiedenem Werth; nicht selten bemerkt man in 
ihnen das Streben, ungewöhnlich zu erscheinen, oft aber haben sie auch 
eine hohe und freie Würde. Die Lombardei besitzt einen grossen Reich- 
thum seiner Werke. So zunächst die Mailänder Brera (hier z. B. drei 
Fresken mit den Hauptmomenten der Geschichte der Maria), und-mehrere 
 
1 Vgl. O. Mündler, Essai p. 203 fg. 
tore e plasticatore Gaud. Ferrari. 
Gaud. 
Bordigß, 
del pit- 
opere 
le
	        
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