und
Leonardo da Vinei
seine Nachfolger.
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Auch die Composition eines, ebenfalls in verschiedenen Exemplaren
vorhandenen Gemäldes, Christus als Jüngling zwischen vier Schriftgelehr-
tßn Scheint von 11601181110 Zll Sein; das, früher als Original betrachtete
Exemplar, in der Nah-Galerie zu London, ist ein vortreifliches Werk
des Bernardino Luini. Dasselbe ist der Fall mit dem übrigens
höchst anrnuthvollen Bilde der Eitelkeit und Bescheidenheit im Palast
Sciarra zu Rom. Uebcr ein, in neuerer Zeit verschollenes Bild, das
sich früher in der Galerie von Cassel befand und als eines der vorzüg-
gchstgnldwerke BIOELGOIIäPQE galfä-lässt sighhliau? egras Sicläeresc sagen.
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der tiefsinnig süsse und sehnsuchtsvolle Ausdruck der Köpfe desselbeii
wird höchlichst gerühmt. Neuerlich wird indess mit Bestimmtheit ver-
sichert, das Gemälde habe ursprünglich eine Lcda vorgestellt und sei nur
durch Uebermalung, die Nacktheit in etwas zu verhüllen, zu einer Cari-
tas umgestempelt werden; auch habe sich dasselbe zuletzt in der Samm-
lung des Königs von Holland, im Haag befunden. 1
Als vollkommen sichere und durchgebildete Gemälde aus der Blü-
thezeit seiner künstlerischen Kraft sind endlich noch drei Arbeiten an-
zuführen, die sich im Museum von Paris befinden? Das eine ist die
Halbiigur des Täufers Johannes, der Kopf von begeistertem, fast wonnef-
trunkenem Ausdruck. Das zweite ein weibliches Bildniss, früher ohne
Grund mit dem Namen der Belle fdromziäre (einer Geliebten des Königs
Eranz I.) bezeichnet, vermuthlich das Portrait der Lucrezia Crivclli, Ge-
liebten des Lodovico Sforza, somit in Mailand gemalt, e1n Bild von höchst
edler und reiner Auffassung, anziehend durch einen leis melancholischen
Hauch, der über die Züge des Gesichtes hingeweht ist. Das dritte ist
das Bildniss der Monna Lisa, später in Florenz gemalt, von höchster
Feinheit in der Zeichnung und Zartheit in der Modellirung, und durch
einen wundersamen Liebreiz ausgezeichnet.
An Leonardo schliessen sich zunächst die Künstler der Mailänder
Schule 3 an, die sich theils inniger seiner persönlicheirRiclitung hinga-
ben, theils mehr von der älteren Auffassungsweise beibehielten, theils
auch fremdartige Einwirkungen mit diesen Elementen zu verbinden streb-
ten. Die meisten derselben sind als seine unmittelbaren Schüler zu be-
zeichnen.
Als der anziehendste ist Bernardino Luini oder Lovino voran-
zustellen, der aus der älteren lombardischen Schule hervorgegangen ist
und in seinen früheren Arbeiten, z. B. der grossen Grablegung in S. M.
della Passione zu Mailand, lebhaft an Borgognone erinnert. Die hohe,
kindlich reine Naivetät der Auffassung, die Einfalt in der Composition,
die süsse Anmuth der Kopfe, das heiter blühende Colorit geben den Bil-
dern dieses Künstlers einen grossen Reiz; ohne die Energie, die gross-
1 Vgl. deutsches Kunstbl. 18511 S. 59-- Ebenda über verschiedene Werke
Leonardds: !8ö2, S- 37 11- ß- 8- Ü- 1353. S. 187. 430. 2 Waagen, Kunstw.
und Künstler in Paris, S- (123, ff- Vgl. F. Kugler, K1. Schriften II, S. 513.
3 Vergl. Passavant, Belträge zur Geschichte der alten Malerschden in der
Lombardei; Schordsches Kunstblatt. 1838, N0. 69, ff.