Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die ital. 
erstän Hälfte d. 
bild. Kunst in d. 
J ahrh. A. 
Sculpmr. 
Gemmenschneider und Medailleure. 
Die 
Jene kleine Gattung der Sculptur  die Medaillen-Arbeit  die 
bereits im 15. Jahrhundert, und vornehmlich in den oberitalienischen Ge- 
genden, so mancherlei interessante Werke hervorgebracht hatte, tritt uns 
auch im 16. Jahrhundert in hoher Bedeutung entgegen? Die Technik 
hatte sich, durch den Gebrauch in Stahl geschnittener Stempel, bedeu-- 
tend vervollkommnet, so dass die Arbeiten, keiner besondern N aehhülfe 
bedürftig, nunmehr in grosser Vollkommenheit geliefert werden konnten; 
auch strebte man jetst, mehrfach wenigstens, dahin, den für den Verkehr 
bestimmten Münzen in solcher Art ein wirklich künstlerisches Gepräge 
zu geben. In andern Fällen wurden Medaillen in getriebener Arbeit 
geliefert. Sehr bedeutend aber wirkte in dieser Zeit ein zweites Fach 
der kleinen Sculptur, das mit dem ebengenannten in naher Verwandt- 
schaft steht, die Steinschneidekunst, auf die der Medailleure zurück.. 
Vorzügliche Talente wandten sich" nunmehr auch dieser Kunstgattung zu 
und leisteten, zumeist in beiden Fächern thätig, das Bedeutendste. An- 
tike Muster wurden häuüg zum Vorbilde genommen und nachgeahmt, 
oder sonst der Antike ähnliche Arbeiten mit solcher Meisterschaft gefer- 
tigt, dass es oft sehr schwer ist, das Moderne von dem Antiken zu un- 
terscheiden. Besonders waren es auch gegenwärtig wieder 0beritalie- 
nische Meister, die sich in der Fertigung geschnittener Steine und Medaillen 
auszeichneten. 
Valerio Belli von Vicenza, gen. Valerio Vicentino (geb. um 
1468 oder 1478, gest. 1546) ist als einer der ersten und vorzüglichsten 
Meister in diesen Kunstzweigen zu nennen. Sein Hauptwerk ist ein 
Kästchen, welches er für den Papst Olemens V11. fertigte und welches 
gegenwärtig im Museum von Florenz aufbewahrt wird; es ist aus einer 
grossen Anzahl von Krystallplatten zusammengesetzt, auf denen Scenen 
aus der Geschichte Christi eingeschlifen sind, in einer Würde und Gross- 
heit des Styles, in einer so gediegenen plastischen Behandlung, dass sie 
den edelsten Werken der Zeit zur Seite gesetzt werden müssen. 2 Die 
wenigen Medaillen, die man bestimmt als Arbeiten seiner Hand bezeich- 
nen_ kann, entsprechen denselben Vorzügen.  Ihm stehen andre ausge- 
zeichnete Meister zur Seite: Giovanni Bernardi da. Castel Bolo- 
gnese (1495-1555, treifliche Gemmen und Medaillen, unter den letzteren 
besonders ein paar bedeutende Stücke, die sich auf den Zug Kaiser Karls V. 
nach Afrika beziehen); Alessandro Oesati, gen. i] Greco, aus dem 
Mailändischen (dessen Medaille auf Papst Paul III.  auf ihrer Rück- 
seite der I-Iohepriester von Jerusalem, vor dem Alexander d. Gr. sich 
beugt,  als das Meisterwerk des ganzen Kunstzweiges gilt); Giovanni 
Giacomo Caraglio von Verona (1500-1570); Matteo del Nassaro, 
ebenfalls von Verona. (im Museum Üvon Paris ein paar ausgezeichnete 
geschnittene Steine, einer mit dem Bildniss König Franz 1., der andre 
 
' Bolzenthßl, Skizzen, Abfschn. 2.  2 Vergl. Kugler's Bi-iräßhriaibung der in 
der k. Kunstkammex: zu Berlln vorhandenen KunstsammlunggS. 126; wo über 
Bronzeabgüsse von dlesen und andern Arbeiten des Valerio berichtket ist. "i
	        
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