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bild.
Die ital.
ersten Hälfte d.
Kunst in d.
16. Jahrh.
A. Seulptur.
trefiiichsten Sculpturen Michelangelds gehört ferner die Statue eines auf-
erstandenen Christus, in S. Maria sopra Minerva zu Rom; während seine
Gruppe der Kreuzabnahme, im Dome von Florenz, nur geringe Bedeu-
tung hat. Ausserdem finden sich zu Florenz in den Uftizien die Büste
des Brutus, die Statuen eines sterbenden Adonis und eines Jünglings
(letztere nur im Rohen), und in der Akademie ein Block, aus welchem
eine mächtige Apostelgestalt hervorzutreten beginnt. Unter den wenigen
Büsten, die man ihm noch zuschreibt, ist besonders eine geistvolle Bronze-
arbeit, die sein eignes Portrait enthält, im Pal. der Conservatoren auf
dem Kapitol zu Rom, anzuführen. 1
Von der Mehrzahl der Nachfolger des Michelangelo kann erst im
folgenden Abschnitt die Rede sein. Hier ist zunächst des Baccio Ban-
dinelli (1487-1559) zu gedenken, der, obschon lllichelangelds eifriger
Nebenbuhler, doch wesentlich unter dem Einflusse von dessen Richtung
stand. Er zeigt ein ähnliches Streben nach Grossartigkeit, doch bereits
in ungleich mehr manieristiseher Weisef Zu den bedeutendsten Arbeiten
dieses Meisters gehören die Figuren, Propheten, Apostel, Tugenden und
dergL, welche er für die Chor-Einfassung des Domes von Florenz ar-
beitete und welche wenigstens als Flachreliefs in linearer Beziehung treff-
lich, aber von ermüdendem Einerlei sind. Andres, wie sein Hercules und
Cacus vor dem Pal. veeehio und das Relief des grossen Piedestals auf
der Piazza di S. Lorenzo in Florenz, ist weniger erfreulich.
Unter den eigentlichen Schülern des Michelangelo dürften hier zwei
hervorzuheben sein, die u. a. an der Ausführung seiner Sculpturwerke
Theil hatten und sich, gemässigter als viele Andre, der Grossartigkeit
des Meisters anzuschliessen wussten. Der eine von ihnen ist: Gio. Aug.
Poggibonzo, gen. Montorsoli, der Gehülfe bei jenen Grabmonu-
menten der Mediceer; in der Sakristei von S. Lorenzo zu Florenz, wo
die letzteren sich befinden, rührt von ihm die Statue des h. Cosmas (zur
Seite von Michelangelds Madonna) her. Später sowohl als auch schon
früher hat er Vieles in Genua (zahlreiche Sculpturen in S. Matteo), auch
in Neapel und Sicilien gearbeitet. Der zweite ist Rafael da M onte-
lupo, der, neben Anderen, an dem Grabmonumente Julius II., wie das-
selbe ausgeführt worden, Theil hatte. Von ihm in der Sakristei von S.
Lorenzo zu Florenz die Statue des hl. Damianus. Als sein Hauptwerk
wird das Grabmal des Baldassare Turini in der Kathedrale von Pescia
genannt.
Qleichfalls als Nachfolger des Michelangelo und zum grossen Theil
wenigstens der in Rede stehenden Periode angehörig, ist Benvenuto
Cenini (1500-1572) zu nennen. Benvenuto war eigentlich Goldarbeiter
1 Nellßflißh Wird auch Rafael als Bildhauer anerkannt. Die Statue des
50119-51 in der KßPljßne Ühigi, in S. Maria del popolo zu Rom, welche gemäss der
gewöhnlichen Ansicht nach seiner Angabe von Lorenzetto ausgeführt sein sollte,
gilt jetzt (Passavant, Rafael, I, 249) als eigenliändiges Werk des grossen Meisters,
dessen sie auch an wunderbarer Schönheit der Conceptiou wie der Ausführung
nicht unwürdig ist. Von einem als Arbeit Rafaels angeführten Knaben auf einem
Delphin ist in der lllengsüschen Sammlung zu Dresden ein Gypsabguss erhal-
ten; das Werk selbst beßndet sich in England.