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Kunst in d. ersten Hälfte d.
Die ital. bild.
Jahrh.
Sculptur.
dieser Zeit bilden, reihten sich zahlreiche Kreise von Schülern, welche
das Gut, das sie von jenen empfingen, willig weiter verarbeiteten.
Wir lassen in dieser Periode der italienischen Kunst wieder die Be-
trachtung der Sculptur vorangeheni Zwar erscheint jetzt, in noch grös-
serem Maasse als im 15. Jahrhundert, die Mehrzahl der künstlerischen
Kräfte der Malerei zugewandt, und noch deutlicher treten uns in letzterer
die verschiedenen Grundelemente und Richtungen der Zeit entgegen.
Doch ist auch jetzt die Sculptur, eben weil sie auch in dieser Zeit mehr
das allgemeine Streben repräsentirt, vorzüglich geeignet, den Ueberblick
über dasselbe zu eröffnen; und in nicht geringerem Maasse wie die Ma-
lerei, wenn schon keineswegs in derselben Breiten-Ausdehnung, lässt auch
sie die Höhe der Entwickelung erkennen.
Sculptur.
Die Meister von Florenz.
Die vorzüglichsten Mittelpunkte der Sculptur sind für jetzt, wie im
15. Jahrhundert, Florenz und Venedig, denen sich sodann, wie dort,
Neapel anschliesst. Wir betrachten zunächst die bedeutendsten Künstler,
die in Florenz thätig waren oder von dort ausgingen.
Um den Beginn des 16. Jahrhunderts treten uns in Florenz vorerst
zwei Meister entgegen, deren Arbeiten, in einer einfach schlichten Würde
gehalten, den Anfang des neuen und freieren Strebens bezeichnen: Bac-
cio da Montelupo, von dem die treffliche Statue des Evangelisten Jo-
hannes an Orsanmichele zu Florenz herrührt, und Benedetto da R0-
vezzano; von dem letzteren sechs schöne Reliefs aus der Geschichte des
h. Gualbertus im Museum von Florenz, die in dem Ausdruck edler
Milde auf die Arbeiten der früheren Florentiner zurückdeuten, und eine
würdige, doch etwas schwer gewandete Statue des Täufers in dem dor-
tigen Dome.
Zu einer höheren und grossartigeren Stellung entwickelten sich einige
Zeitgenossen der ebengenannten. So Giovanni Francesco Rustici,
ein Schüler des Andrea Veroochio. Das einzige Werk, welches man von
diesem Künstler kennt, besteht aus einer Gruppe von drei Bronzestatuen
über der nördlichen Thüre des Baptisteriums von Florenz; sie stellen
den Täufer Johannes, predigend, zwischen einem Pharisäer und einem
Leviten dar. Hoher Adel des Styles, Freiheit des Lebens, durchgebildete
Charakteristik und ruhige Majestät sind in diesen Gestalten aufs Glück-
lichste verbunden; sie zeigen die Bestrebungen eines Donatello und Ghi-
berti in durchaus vollendeter, meisterlicher Entfaltung. Rustici brachte
die späteren Jahre seines Lebens in Frankreich zu. Auf seine Aug-
bildung scheint sein grosser Mitschüler Leonardo da Vinci einen
nicht ganz unwesentlichen Einfluss ausgeübt zu haben. Leonardo, be-
sonders zwar im Fache der Malerei ausgezeichnet, war auch in andern
Kunstzweigen thätig; im Fache der Sculptur wird von ihm vornehmlich
Denkmäler
der Kunst,