Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Schule. 
{xmbriache 
Die 
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dlAssisi, Francesco Melanzio, Sinibaldo Ibi, u. a. m. nehmen nur 
eine untergeordnete Stellung ein. 
Eine verwandte Richtung mit Perugino zeigen ferner zwei ansge- 
zeichnete Meister, obwohl sie nicht aus Umbrien selbst stammen. Der 
eine von diesen ist Giovanni Santi von Urbino, der Vater Rafaels 
(geb. vor 1450, gest. 1494), ein Künstler, der, zwar ohne bedeutenden 
Schwung der Phantasie, doch durch gewissenhafte Ausbildung, oft auch 
durch hohe Würde und Anmuth, wohl geeignet ist, ein lebhaftes Interesse 
zu erwecken. Seine Werke finden sich vornehmlich in der ankonitani- 
sehen Mark, an verschiedenen Orten verstreut. Vorzüglich bedeutend 
sind: eine Madonna mit Heiligen, in S. Oroce zu Fano und eine Heim- 
suchung in S. Maria Nuova daselbst; eine Madonna im Hospitalbethause 
zu Montefiore; ein Altarbild in der Pieve zu G-radara (sieben Miglien 
von Pesaro, 1484); ein andres im Berliner Museum (um 1486); eine 
Altartafel für die Kapelle Buffi in der Franciscanerkirche zu Urbino 
-(1489,  die knieenden Donatoren stellen nicht, wie man gewöhnlich 
angiebt, die Familie des Malers vor). Das ausgezeichnetste Werk des 
Giovanni bilden jedoch die Freskomalereien in der Dominikanerkirche zu 
Oagli, Kapelle der Familie Tiranni (um 1492), die als Hauptbild eine 
thronendc Madonna mit Engeln, dann die Auferstehung Christi und andre 
Darstellungen enthalten. 
Ungleich bedeutender, ein würdiger Nebenbuhler des Perugino, ist 
der zweite Meister, Francesco Raibolini von Bologna, genanntFran- 
icesco Francia (geb. um 1450, gest. 1517). Dieser Künstler, früher als 
Goldschmied und Medailleur ausgezeichnet, wandte sich erst im vorge- 
rückten Alter der Malerei zu; auf ihn muss besonders ein Einfluss von 
Seiten Peruginols gewirkt haben; zugleich aber scheint er sich, auf der 
einen Seite jenen Lombarden, welche sich in einer gemüthlicheren Rich- 
tung bewegten, auf der andern den Venetianern anzunähern; den letz- 
teren namentlich steht ein Bild seiner Hand, eine hl. Familie im Ber- 
liner Museum (I, Nro. 221) ziemlich nahe. Demgemäss unterscheidet 
er sich von der schwärmerischen und oft an das Sentimentale streifenden 
Neigung des Perugino, nicht unvortheilhaft, durch eine grössere Freiheit 
und Offenheit des Sinnes. Als seine frühsten bekannten Arbeiten sind 
zwei bereits sehr vollendete Altarbilder in Bologna anzusehen, das 
eine (vom Jahr 1490 in der dortigen Pinakothek, das andre in der 
Kirche S. Giacomo maggiore, Kap. Bentivoglj. Andre Werke, darun- 
ter mehrere von sehr hohem Werth, in der Pinakothek von Bologna; 
im Pal. Borghese zu Rom, namentlich ein köstlicher S. Stephanus; die 
beiden berühmten Bilder aus der Sammlung des Herzogs von Lucca in 
der Nationalgalerie zu London; eins der liebenswürdigsten, eine das 
Kind verehrende Madonna, in der Pinakothek von Münehen; endlich im 
Louvre zu Paris (wahrscheinlich) jenes Brustbild eines schwermüthigen 
jungen Mannes, das den edelsten Leistungen der vollendeten Kunst sich 
anreiht. Die Fresken aus dem Leben der heil. Oäcilia, die von ihm und 
seinen Schülern in dem Kirchlein S. Oecilia in Bologna (jetzt ein öf- 
fentlicher Durchgang) ausgeführt wurden, gehören ebenfalls zu seinen 
bedeutendsten Leistungen, namentlich die beiden, ganz von seiner eignen
	        
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