Die umbrische Schule.
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Vitale zu Venedig; andre im Dom und in S. Francesco zu Zara in
Dalmatien.) Ein tretflicher Zeitgenosse des Garpaccio, Benedetto
Diana (vielleicht aus Orema), zeichnet sich durch grossartige Charaktere,
kräftige Farbenwirkung und schöne breite Beleuchtung aus. Eine thro-
nende Madonna mit vier Heiligen in der Akademie zu Venedig. Eben-
dort noch vier andre Bilder derselben Hand, theils dem Cima, theils dem
Catena zugeschrieben. Als Schüler des Oarpaccio sind der ziemlich
hölzerne Giovaxini Mansueti und Lazzaro Sebastiani anzuführen.
Die Künstler von Verona, die um den Schluss des 15. Jahrhun-
derts blühten, wurden auf gleiche Weise durch die Richtung des Andrea
Mantegna und die des Giovanni Bellini bedingt. Minder bedeutend, wie-
derum noch scharf und streng, erscheint in solcher Weise Liberale von
Verona (auch als Miniaturmaler bekannt). Sein Schüler ist Francesco
Torbido, gen. il Moro. Durch einen sinnvollen Ernst und edlere Aus-
bildung wirken dagegen ungemein anziehend: Francesco M orone (Al-
tarbilder in S. Anastasia, S. M. in Organo u. a. zu Verona, Andres im
Berliner Museum) und der ihm eng verwandte Girolamo dai Libri
(treffliche Bilder in verschiedenen veronesischen Kirchen, namentlich in
S. Anastasia, S. Giorgio Magg. und S. Zeno, sowie in der dortigen städ-
tischen Galerie). Der letztere wird zugleich als einer der ausgezeichnet-
sten Miniaturmaler seiner Zeit gerühmt. Ferner der auch als Kupfer-
stecher bekannte Girolamo Mocetto, der aus Bellini's Schule hervor-
ging (Altarbild in S. N azaro e Celso zu Verona; grossartige Glasgemälde
nach seinen Zeichnungen ausgeführt, in S. Giovanni e Paolo zu Vene-
dig). Ihnen reiht sich Bartolommeo Montagna von Vicenza an, ein
tüchtiger Meister, durch grossartigen, bisweilen fast herben Ernst der
Gestalten, bedeutende, entschieden ausgeprägte Charaktere und männliche
Kraft der malerischen Behandlung und Zeichnung fesselnd. Ein Haupt-
bild vom J. 1499 in der Brera zu Mailand; Andres in den Kirchen und
dem städtischen Museum zu Vicenza. Sein Nachahmer Giovanni
Buonconsiglio, genannt il Marescalco, von dem Einiges in Venedig,
das Hauptwerk aber in S. Rocco zu Vicenza, ist zwar etwas hart, aber
nie unbedeutend. Zeitgenossen dieser Meister sind Giovanni Spe-
ranza, Marcello Fogolino, Francesco Verla u. a.
Schule.
Die umbrisohe
Die umbrische Schule, 1 die ihren Hauptsitz in P erugia hat, erscheint
für die italienische Malerei des 15. Jahrhunderts in einer ungefähr ähn-
lichen Richtung, wie für die Zeit des 1'4. Jahrhunderts die Schule von
Siena. Auch sie hat es vorzugsweise mit dem Ausdruck religiös schwär-
merischer Gefühle, die sie gern in eine zarte und anniuthvolle Form klei-
det, zu thun. Gleichwohl ist auch bei dieser Schule zu bemerken, wie
sie aus der allgemeinen Sinnesrichtung, welche dem 15. Jahrhundert eigen
ist, und unter verschiedenartigen Einflüssen sich erst allmählig zu ihre!"
Eigenthümlichkeit herausgebildet hat.
1 Vergl. Passavant, Rafael von Urbino etc. I. Anhang b. Denkmäler der
Kunst, T. 70.