oberitalienischen
Die
Schulen.
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tafeln gemalt, namentlich ein schönes Altarblatt mit der Darstellung; des
gekreuzigten Heilandes (1490); andre seiner Werke sieht man in mailän-
dischen Kirchen, in S. Ambrogio, in S. Simpliciano, in S. Eustorgio; zwei
ausgezeichnete Tafeln im Museum zu Berlin. Noch gehört hieher ein
andrer Mailänder Künstler, vom Ende des 15. Jahrhunderts, Giov. Do-
nato Montorfano, ein Schüler Foppais, von dem man im Refektorium
von S. Maria delle Grazie zu Mailand, dem Abendmahl Leonardds gegen-
über, das gut erhaltene grosse Freskobild einer figurenreichen dramatisch
bewegten Kreuzigung vom J. 1495 sieht.
Gleichzeitig entwickeln sich die Anfänge der Schulen von Cremona
und Pavia, in ersterer der bedeutende Fazio Bembo di Val d'Arn0,
der im J. 1464 an einem Pfeiler der Kirche S. Agostino. zu Cremona
die lebensgrossen knieenden Bildnisse des Francesco Sforza und seiner
Gemahlin Bianca Visconti in einer dem Picr della Francesca und Melozzo
da Forli verwandten Weise malte. Ihm folgen Boccaccio Boccaccino,
Tommaso de Aleni, genannt il Fadino, Altobello Melone u. A.
In Pavia Pier Francesco Sacchi, von dem ein Gekreuzigter vom
J. 1514 in Berlin, ein Bild vom J. 1516 im Louvre zu Paris. Aelteres
zum Theil in Genua, Savona u. s. w. Ferner Lorenzo di Pavia (Bild
vom J. 1513 im Louvre) u. a. m.
Bei andern lombardischen Meistern, deren Blüthe um den Schluss
des 15. Jahrhunderts fällt, tritt die Richtung auf tiefere Gemüthlichkeit
und Innigkeit des Ausdruckes noch mehr, im Einzelnen hie und da mit
starker Uebertreibung, oft aber auch auf sehr bedeutsame Weise hervor.
So bei Giovanni Massone von Alessanclria und Francesco Bianchi
Ferrari (genannt il Frari, gest. 1508) von Modena. Von jedem dieser
Meister sieht man ein treifliches Altarwerk im Pariser Museum? So
auch bei den Werken des Piemontesen Macrino d'Alba ('um 1500);
Hauptwerk vom J. 1496 in der Oertosa bei Pavia; mehreres in der Ga-
lerie von Turin; ein Bild im StädePschen Institut zu Frankfurt a. M.;
der Mazzuoli, besonders des Filippo Mazzuoli, zu Parma; von letz-
terem sind u. a. einige Bildnisse in der Brera zu Mailand, im Pal. Doria
zu Rom und im Museum von Neapel vorhanden, von herbem Realis-
mus aber tiefem Ausdruck und tüchtig in der Zeichnung. Als die vor-
züglichsten Meister dieser Richtung erscheinen jedoch die Brüder Alber-
tino und Martino Piazza von Lodi. Sie arbeiteten meist gemeinschaft-
lich, Albertino ist der ältere und mehr alterthümliche, Martino der
jüngere, melu ausgebildete und genialere; die Theile ihrer Werke, die
dem letzteren zugeschrieben werden müssen, entwickeln mehrfach eine
Schönheit und Anmuth, welche der vollendeten Meister des 16, Jahrhun-
derts würdig sind. Ihre vorzüglichsten Arbeiten sind: das Altarwerk in
der Kirche delPIncoronata zu Lodi (Kapelle des h. Antonius); das in der
Kirche S. Agnese zu Lodi; und vornehmlich das des Hauptaltars der
Kirche dell" Incoronata zu Oastione oder Castiglione, drei Stunden von
Crema belegen.
1 Waagen, Kuustw. und Künstler in Paris, S. 420.