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Kill)
ital.
Die
bild.
Kunst im
Jahrh.
Malerei.
zehnten Jahrhunderts und scheint sich zum Theil in Florenz, nach Ma-
saeeio, vorzüglich aber nach den Paduanern (s. unten) gebildet zu haben;
als Meister der Perspektive stellt er sich gern die Aufgabe schwieriger
Verkürzungen, die er aufs Glücklichste löst. Mit einer kräftigen lebens-
vollen Auffassung verbindet er die zarteste Abrundung, Feinheit des Tons
und eine milde, harmonische Färbung. Seine meisten Werke sieht man
in Borgo S. Sepolcro; vorzüglich bemerkenswerth ist hier das Freske-
bild einer Auferstehung Christi im jetzigen ltIagazin des Monte di Pieta,
und eine Altar-tafel (Madonna als Mutter der Gnaden u. a.) im Oratorium
des Hospitals. Die Sakristei des Doms zu Urbino besitzt von seiner
Hand eine sehr vollendete Geisselung Christi, die Uffizien zu Florenz
die trelfliclien Bildnisse des Federigo di Montefeltro und seiner Gemahlin.
Sein Hauptwerk aber sind die Fresken im Ohore der Kirche von S. Fran-
cesco zu Arezzo. Ihm eifert der Dominikaner Bartol. Corradini
(Fra Carnevale) nach, dessen Hauptbild, eine Madonna mit dem Kinde,
von Engelknaben begleitet, in der Brera zu Mailand. Bedeutender
war der Schüler des Piero, Luea Signorelli von Cortona (geb. um
1441, gest. nach 1524). Luea nahm die Richtung seines Meisters mit
Energie auf und wandte sie mit grossem Glück auf die eben berührte
durehgebildete Darstellung des Nackten an; dabei waltet in seinen Wer-
ken der Schwung einer edeln und hohen Begeisterung, der ihnen eine
ergreifende Wirkung auf den Sinn des Beschauers sichert. In solcher
Weise sind schon die Hauptarbeiten seiner früheren Zeit, die von ihm
gemalten Fresken der sixtinischen Kapelle zu Rom (Reise des Moses mit
der Ziporah und die letzten Begebenheiten aus dem Leben des Moses),
behandelt. Seine volle Kraft und Meisterschaft aber entfaltet er in den
grossen Wandgemälden im Dome von Orvieto, in denen er das Ende
der Welt (die Geschichte des Antichrist, die Auferweckung der Todten,
die Hölle und das Paradies) darstellte. 1 Verschiedene andre Bilder sei-
ner Hand sieht man in Oortona, namentlich ein feierlich schönes Abend-
mahl im Ohore des Domes. Zu seinen spätesten Arbeiten gehören neun
Fresken aus dem Leben des heil. Benediet, im Klosterhofe von Monte
Uliveto maggiore, bei Buonconvento. Von seinen Altarbildern, die
an Bedeutung jedoch seinen Fresken merklich nachstehen, ist wohl das-
jenige in der Onofriuskapelle des Domes von Perugia (1484) das wich-
tigste. Der hauptsächlichste Nachahmer des Meisters war Girolamo
Genga.
Noch sind schliesslieh ein paar Künstler der toscanischen Schule,
dem Sehlusse der in Rede stehenden Periode angehörig, zu erwähnen;
Pier di Oosimo (1441-1521), Schüler des Oosimo Roselli, auch er auf
die Dllrßllbildllng des Nackten und eine weiche Modellirung bedacht, doch
fehlt es ihm an Schönheitssinn, und seine Gestalten haben fast durch-
gehende zu 'k_urze Verhältnisse. Sodann Raffaellin del Garbo (1476
bis 1524)„ Schüler des Filippino Lippi, gleich Bastiano Mainardi und L0-
renzo diCredi durch eine gemüthvoll weiche Auffassungsgabe ausgezeich-
net, sofern 61' Sich nicht einer ziemlich gedankenlosen Nachahmung seines
1 Umrisse bei della Valle, storia del duomo d'Orvieto.