toskanische
Die
Schule.
303
wärts z. B. in den Galerien von München, Paris und Berlin vorfin-
den, konnte sich seine Eigenthümlichkeit nicht immer auf gleich bedeut-
same Weise entwickeln, wie sie denn auch namentlich in technischer
Hinsicht den Fresken bei weitem untergeordnet sind; doch sind auch
unter ihnen einzelne höchst werthvolle Beispiele erhalten. Schüler
und Gehülfen des Domenico Ghirlandajo waren seine Brüder Davide
und Benedetto; dann Francesco Granacci, sowie sein Schwager
Bastiano Mainardi; die Bilder des letzteren haben den Zug eines zar-
teren Gefühles, welcher an die umbrische Schule erinnert. Von Dome-
nico's Hauptschüler Michelangelo kann erst später die Rede sein.
An Domenico Ghirlandajo schliessen sich ausserdem einige sehr ge-
rühmte Miniaturmaler der fiorentinislchen Schule an; namentlich Atta-
vante, von dem die Malereien eines Breviers der kaiserlichen Bibliothek
zu Paris und eines prachtvollen, für Matthias Corvinus gefertigten Mis-
sales (1485) in der Bibliothek zu Brüssel herrühren, und-Gherardo,
dem man u. a. die Bibel des Matthias Corvinus (1490) in der vaticani-
sehen Bibliothek, und ein Missale in der Laurentianischen Bibliothek zu
Florenz (1494) zuschreibt. Von dem, etwas älteren Miniaturmaler Don
Bartolommeo della. Gatta sind keine Miniaturen bekannt, wohl aber
findet man in Arezzo und dem benachbarten Castiglione Fiorentino
Fresken sowohl wie Altarbilder dieses Meisters, die, im Styl zwischen
Pier della Francesca und Luca Signorelli sich haltend, durch die unge-
mein Iieissige, fast ängstliche Ausführung deutlich den Büchermaler ver-
rathen.
Bei einigen Malern der toscanischen Schule zeigt sich eine nähere
Einwirkung der gleichzeitigen Sculptur, vornehmlich in einer schärferen,
der Plastik verwandten Durchbildung des Nackten. Zu diesen gehört zu-
nächst Andrea del Castagno (um 1450), dieser jedoch ein manie-
ristisch herber und düsterer, wenig erfreulicher Künstler. Dann vornehm-
lieh die beiden Bildhauer Andrea Verocchio und Antonio Pollajuolo,
die ihre Erfolge im Fache der Sculptur auch auf die Malerei anzuwenden
strebten. Das bedeutendste Gemälde des letzteren ist ein lNIartyrium des
h. Sebastian, bisher in der Kapelle des Vorhofes von S. Annunziata zu
Florenz, jetzt in der Nat-Galerie zu London; andere in den Ufiizien,
darunter die zwei reizenden Bildchen des Hereules, der den Antaeiis und
die Hydra besiegt; ausserdem in verschiedenen Sammlungen zerstreut
ungemein liebliche und sorgfältig vollendete Bilder, meist der Madonna mit
dem Kinde, die gewöhnlich unter anderen Namen gehen etc. Das Hauptbild
des Verocchio eine Taufe Christi in der dortigen Akademie. Ein vor-
Züglicher Schüler des Verocchio im Fache der Malerei ist Lorenzo di
Oredi (1459-1537). In seinen früheren Bildern erseheini; ei- dei- Weise
des Meisters ziemlich nahe stehend, in späteren aber entwickelt sich ein
ansprechend zartes, gemüthvolles Element, nicht ganz ohne Einfluss sei-
T198 grösseren und freieren Mitschülers Leonardo da. Vinci (von dem spä-
ter). Hauptbilder von Lorenzo in den fiorentinischen Galerien, im Dom
Voll Pistoja, im Louvre zu Paris und in den englischen Sammlungen-
An dieser Stelle ist ferner einzureihen der gelehrte Pier della
F Pancesca aus Borgo S. Sepolcro. Er blühte um die Mitte des fünf--