Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Die toscanische Schule. 
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Richtung folgen), hat vorherrschend einen portraitai-tigen Charakter; die 
Gestalten, welche sie verführt, sind häuiig unmittelbar aus dem Leben 
genommen, nicht selten als wirkliche Bildnissiiguren, mit dem ganzen 
Apparat ihrer alltäglichen Erscheinung; wo es nicht auf die bestimmten 
Heiligen eines Altares, sondern auf die Darstellung einer dramatisch be- 
wegten, 0b auch den religiösen Interessen" angehörigen Handlung an- 
kommt, geht man sogar so weit, dass man dieselbe naiv mit einem, oft 
bedeutenden Zuschauerpersonal umgiebt. Man zieht dadurch allerdings 
das Heilige, das, was für die geistige Anschauung und für die Wirkung 
auf den Geist bestimmt war, auf den Boden einer alltäglichen Wirklichkeit 
herab; aber während jenes an seiner Bedeutung verliert, so erhebt sich 
diese gleichzeitig zu einer unbefangenen Würde, zu einem freien Be- 
wusstsein des eignen Werthes, dem wir unsre innigste Anerkennung, 
unsre Bewunderung nicht versagen können.  Unmittelbare Nachahmung 
antiker Formenweise zeigt sich bei der toscanischen Malerei dieser Zeit 
nur vereinzelt, nur hie und da bei gewissen Gestalten, welche dazu vor- 
zugsweise einzuladen schienen (z. B. bei den häuüg nach dem Vorbilde 
der Viktorien gebildeten Engeln). 
Den Uebergang aus der Richtung des giottesken Styles in die m0- 
derne Zeit bezeichnen zunächst: Paolo Uccello (1397-1479), nach ge- 
wöhnlicher Annahme der Begründer der Linear-Perspeetive, welche als 
eins der wichtigsten Elemente für-naturalistisehe Auffassung zu betrach- 
ten ist; von ihm haben sich u. a. einige Malereien in dem grossen Klo- 
sterhofe von S. Maria Novelle. und das Bild eines schon sehr lebendig 
bewegten Beiterkampfes in den Ufiizien zu Florenz erhalten (ein zweites 
Bild dieser Art in der National-Galerie zu London); und Masolino da 
P anicale, von dem man drei Wandgemälde in S. Maria del Carmine 
zu Florenz sieht (Kap. Brancacci, Sündenfall, Heilung von Kranken 
durch Petrus und Predigt Petri). Ausserdem bedeutende Fresken vom 
J. 1435 in der Kirche und Taufkapelle zu Castiglione d'Olonno zwi- 
schen Mailand und Varese. Die Blüthe beider gehört dem Anfange des 
15. Jahrhundertsan.  
Als Masolinds Schüler  gilt Masaccio (1402-1428  der eigent- 
liche Gründer der modernen Richtung für die italienische Malerei. Ein 
ihm zugeschriebener Oyclus von (zum Theil noch wohl erhaltenen) Wand- 
gemälden in der Kirche S. Clemente zu Rom lässt noch einen Künstler 
erkennen, der ebenso wie die vorgenanntenim Uebergange zwischen bei- 
den Richtungen der Kunst begriffen ist. Ungleich wichtiger als diese Werke 
seiner frühen Jugend sind seine Wandgemälde in der eben angeführten 
Kapelle Brancacoi in der Kirche del Carmine zu Florenz, Diese be- 
ziehen sich, wie die seines irorgängers, vorzugsweise auf die Geschichte 
des Apostels Petrus; von ihm rühren die Malereien an der linken Seiten- 
wand (nur an dem unteren Hauptbilde, der Erweckung eines Königssoh- 
nes, ist der mittlere Theil später durch Filippino Lippi hinzugefügt), 
und an der Altarwanrl Petrus und Johannes Krüppel heilend und Alm0- 
Sen austheilend, her. Gründliche und anmuthvolle Durchbildung des Nackten, 
 wie in den Gemälden der Vertreibung aus dem Paradiese und der
	        
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