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Kap.
mod.
Die
Arch.
bis gegen das Ende
J ah rh.
tionsstyl hervor, welcher sich noch den gothisehen Grundformen auf
harmlose Weise ansphloss und welchen man den Renaissancestyl im
engeren Sinne nennen mag. Eine unverkennbare. Aehnlichkeit mit den
lombardischen und venezianischen Bauten von 1470-1520 lässt einen
nahen Zusammenhang mit diesen errathen; hin und wieder wird man
auch speciell an die Dekorationsweise der paduanisehen Schule erinnert.
Manches der Art ist barocke Mischung gothischer und moderner Bestand-
theile, Manchesaber auch von höchster Eleganz. -
Eine zweite, nachhaltigere Einwirkung erfolgt von Italien aus seit
jener Epoche, da die. italienisch moderne Architektur selbst jene grössere
Freiheit der künstlerischen Conception, welche die dortigen Werke des
15. Jahrhunderts noch auszeichnet, eingebüsst hatte. Willig und aller
selbständigen Produktion entsagend, nahm man die Grundsätze an, welche
die italienischen Meister aufgestellt und durch ihre WVei-ke bethätigt
hatten; mit ernstlieber Mühe war man besorgt, all jenen Schwankungen
zu folgen, aus denen die Geschichte der italienischen Architektur dieser
Jahrhunderte besteht. Es bedarf hier somit nicht eines ausführlichen
Eingehens auf das, was in den übrigen europäischen Ländern geleistet
ward. Und nicht blos in Europa, soweit überhaupt die modern-euro-
päische Cultur umhergetragen ist, sind der letzteren auch die architekto-
nischemRegeln des Serlio, des Palladio und der übrigen namhaften
Meister Italiens gefolgt; zur Seite der aztekischen Denkmäler Mexicds
und derAIneas-Bauten von Peru, zur Seite der indischen Grottentempel
und der stolzen Monumente der grossen Moguls baut man ebenso, wie
an den Ufern der Tiber und der Brenta, und nicht anders an der Süd-
spitze von Afrika, auf denInseln der Südsee, auf den sibirischen Steppen
und den Handelsmärkten der nordamerikanischen Freistaaten. Liessen
nicht einzelne Bestrebungen der jüngsten Gegenwart wiederum einen
Schimmer von Hoffnung auftauchen, so sollte man meinen, dass alle
volksthümliche Kraft, soweit es sich um die charaktervolle Gestaltung
architektonischer Monumente (d. h. um die Grundlage zu aller monumen-
talen Kunst) handelt, von der Erde entschwunden sei. 1
Für Frankreichg ist das Auftreten der Renaissance durch die
Eroberungskriege Karls VIII. und seiner Nachfolger in Italien wohl äus-
serlieh zu begründen, doch muss schon früher eine fortlaufende Kette
italienischer Kunsteinflüsse, wie wir sie z. B. in den Miniaturen des
15. Jahrhunderts werden kennen lernen, vorhanden gewesen sein. Aus-
serdemvwerden zu Anfang des 16. Jahrhunderts einige italienische Archi-
tekten genannt, von welchen der schon erwähnte Fra Giacondo der
bedeutendste ist. Es folgte nun die sonderbarste Stylgährung. Während
die Einen den spätgothischen, sogenannten "blühenden" Styl noch lange
festhielten (Stadthäuser von Arras und S. Quentin, in Paris das
1 Wir lassen dieses Urtheil stehen wie es der Verfasser im J. 1841 nieder-
schl-ieb; von seinen SBätel' bessern Hoffnungen hat er selber noch Zeugniss ge-
geben. 2 Denkmäler der Kunst, T. 87, A. 91, A.