Die italienische Architektur des
und
J aihrhunderts.
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(1510-1592, Vollender des Pal. Pitti, was dessen Haupttheile anbetrifft,
und Erbauer der Brücke S. Trinitä, die sich durch die leichte und schöne
Schwingung ihrer Bögen aüszeichnet), Domenico Fontana zu Rom
(1543-1607; Erbauer des neuen lateranensischen Palastes), u. a. m.
italienische
Die
Architektur
des
und
Jahrhunderts.
WVie Leo Batista Alberti diejenigen Bestrebungen eingeleitet
hatte, die im 16. Jahrhundert eine grössere Verbreitung fanden, so er-
scheint Michelangelo als Begründer der Richtung des architektonischen
Geschmackes, welche das 17. Jahrhundert charakterisirt. I-hm war es
vor allen Dingen darauf angekommen, durch die Gegenwart seiner Werke
zu imponiren, durch kühne und überraschende Oombination den Sinn des
Beschauers mit Staunen und Verwunderung zu erfüllen, ohne dass er auf
die Reinheit, auf die innerliche Nothwendigkeit der Mittel, die er zu
solchem Zweck anwandte,. sonderlich Rücksicht genommen hätte. Dies
Streben ward mit Vorliebe und in ungleich ausgedehnterem Kreise seit
der Zeit um den Beginn des 17. Jahrhunderts aufgenommen; die archi-
tektonischen WVerke dieser Periode haben, wenn ich mich so ausdrücken
darf, einen gewissen pathetischen Schwung, der zuweilen allerdings eine
cigenthümliche Grossartigkeit des Sinnes verräth, viel häufiger jedoch,
statt in grossartigen, in fremdartigen und abenteuerlichen Formen sich
ergeht, und der meistens mit einer unverkennbaren Hohlheitides Gefüh-
les verbunden ist. Es entspricht eine solche Richtung dem Geiste der
Zeit, aber es ist nur die Kehrseite desselben, welche hierin offenbar wird;
die wahrhaft lebenvollen Elemente der Zeit sollten vornehmlich in der
bildenden Kunst und besonders in der Malerei zu wahrhaft bedeutenden
neuen Erfolgen führen.
Neben so vielen Schattenseiten der Architektur dieser Zeit darf man
indess die Vorzüge der besseren Bauten der Barockzeit nicht ganz ver-
gessen: das oft bedeutende Gefühl für Verhältnisse und Linien im Gros-
sen, die mächtige Behandlung und freie Entwicklung des Raumes, die
perspektivisch-malerische Wirkung mit Hülfe einer '0ft sehr glücklichen
Beleuchtung, endlich die_ gediegene technische Ausführung. Auch in der
Dekoration zeigen sich neben der tollsten Ausartung manche Lichtseiten
in energischer Gliederung und einer gewissen überströmenden Lebensfülle,
und selbst das Willkürliche wird wenigstens mit sicherer Meisterschaft
gehandhabt und dadurch zu einer das Auge bestechenden äusserlichen
Harmonie durchgeführt.
In diesem Betracht sind zunächst die Unternehmungen cl1arakteri-
stisch, die zur Fortsetzung und zur glänzenderen Gestaltung des Baues der
Peterskirche von Rom ins Werk gerichtet wurden. Die einfach gross-
artige Anlage, die Michelangelo dem Gebäude (was die Hauptformen be-'
trifft) gegeben hatte, genügte nicht mehr; es ward beschlossen, der Vor-
derseite noch ein geräumiges Langschiff vorzubauen. Carlo Maderno
(l550--l629) erhielt den Befehl zu dessen Ausführung; in der inneren
1 Denkmäler der Kunst,
Taf.