Die italienische Architektur
des
Jahrhunderts.
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dem Gebälk: das Collegio elvetico (jetzige Oontabilitä), von Fabio
Mangone, und das erzbischöfliche Seminar, von Giuseppe Meda.
Anderes, wie z. B.: das Collegio de' nobili, von Vinc. Seregno, zeigt
mehr den Einfluss des Galeazzo Alessi. In Genua erscheinen dann
als Nachfolger und Erweiterer des Treppen- und Hallenbaues des letz-
teren: Roceo Lurago (Pal. Doria-Tursi) und Bartolommeo Bianco
(der majestätische Innenbau der Universität, 1623). Die einmal gewon-
nene Art der auf engem Raum stattlichen und würdigen Dispositionen
mit herrlichen perspektivischen Durchblicken wirkt hier noch lange nach.
Von den Architekten des venetianischen Gebietes im 16. Jahrhundert
ist mit dem oben (S. 245) genannten Riccio noch gleichzeitig: Giov.
Maria Falconetto (1458-1534), welcher in Padua (ausser mehreren
"Stadtthoren in Form einfacher Triumphbogen u. s. w.) zwei Lustgebäude
an dem Hofe des Palazzo Cornaro (jetzt Giustiniani) errichtete, die zu
den elegantesten und originellstcn gehören. Sodann ist noch als einer
der früheren Meister, Michele Sanmicheli von Verona (1484-1549)
zu nennen, der zwar vorzugsweise nicht in der schönen Architektur, son-
dern als Festungsbaumeister berühmt ist. (Man nennt ihn als den Be-
gründer der neueren Theorie des Festungsbaues.) In dieser Rücksicht
sind hier die festen Thore, welche er zu Verona gebaut hat, anzufüh-
ren, Gebäude von einfach rustikem Werk, mit dorischen Halbsäulen und
Arkaden zwischen diesen. Was er an Palästen und andern Prachtbauten
zu Verona ausgeführt hat, (Pal. Bevilacqua, Pal. Canossa, Pal. Pompei,
die grosse Rundkirche Madonna di Campagna, endlich eine als classisch
geltende runde Kapelle an S. Bernardino u. A. m.) zeigt einen Meister
von Geist und Originalität in jeder einzelnen Aufgabe. Einige Paläste
aber, die er in Venedig baute, sind noch anziehender; sie zeigen es,
wie auch jetzt noch das der venetianischen Palast-Architektur zu Grunde
liegende Princip zu wirkungsreichen Erfolgen führen musste. Die ver-
schiedenen Geschosse der Facaden erscheinen hier durch Ordnungen von
Pilastern und Halbsäulen dekorirt, dazwischen Arkaden, die sich in der
Mitte logenartig gruppiren und in solcher Art die Haupträume des Ge-
bäudes noch immer wirksam von den Nebenräumen unterscheiden. Als
Hauptbeispiele sind die Paläste Grimani (die jetzige Post) und Oornaro
zu nennen. Das eben bezeichnete System erhält sich auch-bei Sanmiche-
li's Nachfolgern in Venedig.
11m1 schliesst sich hier zunächst J acopo Tatti, genannt Sanso-
ViI10 (1479_1570) an. Seine Gebäude sind von sehr verschiedenem
Werthe- Die Zecca (Münze) in Venedig zeigt einen widerwärtigen ge-
Sucht Äßhweren S171? die Paläste Manini, Corner della ca grande und
andere sind von einem etwas nüchternen Charakter, ebenso das Innere
der Kirche S- Ffilnceseo dellß Vigna; dagegen sind S. Giorgio de' Greci
und S. Martino von guter, origineller Anordnung und die alte Bibliothek
von S. Marco an der Piazetta, eins der schönsten Gebäude des 16. Jahr-
hunderts. Strenge der Composition und der Formenbildung, Pracht der
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. II. 17