256
KaP'
Die mod.
Arch.
das Ende des
gegen
bis
Jahrh.
ten fünf Säulenordnungen des classischen Alterthums (die erste von diesen
ist eine, welche man als die toskanische benannte, die letzte die römische
oder componirte), verfasste. Vignola schliesst sich demnach der durch
Bramante eingeleiteten Richtung an; aber das feinere Gefühl, das im
Anfange des 16. Jahrhunderts noch vorherrschend war, wird in seinen
Werken bereits weniger ersichtlich, und sie haben mehr nur das Ver-
dienst einer allgemein hin tüchtigen Regelmässigkeit. Sein Hauptwerk
ist das Schloss Oaprarola, auf dem Wege von Rom nach Viterbo, ein
Gebäude von sinnreicher und grossartiger Anlage. Ausserdem sind _viele
Paläste zu Rom, Bologna u. s; W. nach seinen Rissen gebaut worden;
an der Vigna di Papa Ginlio, einem ursprünglich grossartig malerisch
gedachten Ganzen, hatte er den wichtigsten Antheil. Mit der Kirche
del Gesü in Rom gab er wesentlich die von den Späteren vorzugsweise
festgehaltene Form an, nämlich möglichste Höhe und Weite des Haupt-
schiifes und Beschränkung" der Nebenschiffe auf Nebenkapellen. (Die
Fagade ist von Giac. della Porta).
Gleichzeitig mit Vignola, und in ziemlich verwandter Richtung mit
diesem, bildete sich in Rom Galeazzo Alessi (1500-1572) aus. Der
vorzüglichste Schauplatz der künstlerischen Thätigkeit dieses Meisters
ward nachmals die Stadt Genua, wo seit der Herrschaft des Andrea
Doria mit der politischen Ruhe der Bauaufwand sich plötzlich eingestellt
hatte. (Pal. Doria, von Gio. Ang. Montorsoli; Pal. Oarega, mit
dem frühsten Beispiel der speciell genuesischen Anlage von Vestibul und
Treppen, von Gio. Batt. Oastello; Dogenpalast, von Roccc Pennone)
und wo nun auch Alessi eine bedeutende Menge von Palästen und Vil-
len, auch Kirchen baute. Seine dort aufgeführten Paläste sind im All-
gemeinen weniger durch ihre Fagaden als durch die Anordnung der
inneren Räume, namentlich der Vestibüle, der Höfe, der Treppenhallen,
ausgezeichnet; in diesen wusste er mit Glück und fern von launenhafter
Willkür eine grossartige malerische Wirkung zu erreichen; das sehr un-
gleiche und wechselnde Terrain gab ihm dazu häufig, statt sein Talent
zu beeinträchtigen, die erfreulichste Gelegenheit. In solcher Art sind
die Paläste Cambiaso, Lercari, Spinola, Sauli, Pallavicini etc. und in den
Vorstädten die Villen Spinola, Grimaldi, Imperiali, Giustiniani, und viele
andre von ihm erbaut worden. Seine berühmte Kirche S. Maria da Ca-
rignano, obendrein durch malerische Lage ausgezeichnet, ist im Innern
von herrlicher Raumwirkung und giebt in kleinerem Massstabe ein Bild
der Peterskirche in Rom wie sie nach Michelangelds Plänen als Cen-
tralanlage mit dominirender Kuppel werden sollte. Nächst Genua be-
sitzt Mailand verschiedene namhafte Gebäude, die nach seinen Rissen
erbaut worden sind; darunter Palazzo Marino mit reicher Hofanlage, und
die barocke Fagade von S. Maria presso S. Oelso.
In Mailand wirkte damals besonders Pellegrino Tibaldi, ge-
nannt Pellegrini (1522-1592) von welchem die prachtvoll barocken
Pforten und Fenster der Domfacade, die in ihrer Art streng durchge-
führte Kirche S. Fedele, der Rusticahallenhof des erzbischöiiichen Pala-
stes etc. herrühren. (Andere Bauten besonders in Bologna.) Sodann
einige mächtige und strenge Säulenhöfe von zwei Geschossen mit gera-