Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Die mod. 
Arch. bis gegen 
des 
Ende 
das 
J ahrh. 
Anlage erkennen lässt.  Dem architektonischen Style RafaePs sehr 
ähnlich ist der seines Schülers Giulio Romano ((1492-1546), vor- 
nehmlich in denjenigen Bauten, welche dieser in Rom ausführte: Villa 
Madama, Villa Lante u. a. Später nach Mantua berufen, entwickelte 
Giulio hier eine sehr grosse und vielseitige Thätigkeit; in diesen seinen 
späteren Bauten tritt ein grösseres Streben nach malerischer Wirkung, 
mehr Willkür, zugleich aber auch eine bedeutende und eigenthümliche 
Energie in der Fassung des Ganzen hervor. Gleichwohl sehen wir hier 
an einer seiner Hauptbauten, dem Palast del Te, am Aeussern ein nüch- 
tern schulmässiges Wesen vorherrschend, während im Innern die Loggia 
gegen den Garten von edler Anlage und reizvoller Durchbildung ist. Ausser 
diesem führte er in Mantua viele andre Paläste, darunter sein eignes 
Haus aus, sowie auch die dortige Kathedrale, eine fünfschiffige Basilica 
mit Säulen, zum grössten Theil sein Werk ist. 
Einer der wichtigeren Nachfolger Bramantds in Rom war Antonio 
di San Gallo aus Florenz, Neffe der beiden gleichnamigen oben (S. 242). 
genannten Meister (gest. 1546).. Sein Hauptbau in Rom ist der Palast 
Farnese, der in seinen schönen und grossartigen Verhältnissen eine Nach- 
wirkung des älteren florentinischen Palaststyles zu verrathen scheint; die 
Fenster sind von Säulentabernakeln eingefasst; die Vollendung des Ge- 
bäudes (Obergeschoss, Kranzgesimse und Hofhallen) -gehört jedoch Mi- 
chelangelo an. In andern Bauten erscheint Antonio weniger bedeu- 
tend; so in der Kuppelkirche S. Maria di Loreto zu Rom; so auch in 
dem neuen und sehr complicirten Plane, den er für den Bau der Peters- 
kirche als deren Baumeister entworfen hatte. Als Festungsbaumeister 
schuf er das Castell von Perugia, das Hafencastell von Civita vec- 
chia und Vieles andere, auch für das Auge bedeutende Formen und 
Massen.  In Florenz selbst war damals Baccio d' Agnolo (1460 
bis 1548) thätig, dessen Hauptverdienst in der eleganten Behandlung des 
einfachen iiorentinischen Häuserbaues besteht. (Pal. Bartolini etc.) Ber- 
nardo Tasso erbaute 1547 die schöne Halle des Mercato nuovo.  
Endlieh ist noch Pirro Ligorio (gest. 1580) als ein Nachfolger der 
Richtung des Bramante zu nennen. Sein Streben ging dahin, sich völlig 
in den Geist des classischen Alterthums zu versenken; hievon geben 
seine zahlreichen, nur zum Theil veröffentlichten literarischen Arbeiten 
Zeugniss, sowie, unter seinen ausgeführten Bauwerken, die in den vati- 
kanischen Gärten belegene Villa Pia (früher Casino del Papa), die als 
das zierlichste und anmuthvollste Beispiel antiker Villen-Architektur 
erscheint.  
Ein andrer Geist entwickelt sich in der italienischen Architektur 
durch die Bestrebungen des Michelangelo Buonarroti (1474-1564). 
Im Gegensatz gegen die früheren Meister, die mit naiver Anmuth ihre 
Bedürfnisse in den Formen der Antike zu gestalten wussten; im Gegen- 
satz gegen seine Zeitgenossen, welche diese Formen wenigstens mit einer 
gewissenhaften Treue beobachteten, beginnt er, dieselben nach Laune 
und Willkür  allerdings durch jenes Begehren nach malerischer Wir- 
kung getrieben, das aber bei ihm nur wenig innere Nothwendigkeit ver- 
räth,  umzugestalten und somit den Ausartungen der Folgezeit das
	        
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