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Kälh
Die mod.
Arch.
des
das Ende
bis gegen
J ahrh.
Galle (1443-1517) ist berühmt durch eine der vollkommensten kleinen-
Centralanlagen mit Kuppel über griechischem Kreuz: die Madonna delle
Carceri zu Prato und durch den zwischen Haus und Palast eine zier-
liche Mitte haltenden Palast Gondi in Florenz; in Rom gehört ihm der
Klosterhof bei S. Pietro in Vincoli und vielleicht die Fagade von S. Ma-
ria dell" anima. Sein berühmterer Bruder Antonio di San Gallo (gest.
1534, zubenannt der Aeltere, zum Unterschied von ihrem Neffen Antonio
d. J.) gab in der Kirche von Montepulciano jenes centrale Baumotiv
in sehr bedeutsam gesteigerter Weise und schon in der Detailformation
des 16. Jahrhunderts wieder, in Arezzo ist von ihm die sehr schöne
dreischifiige Pfeilerkirche der Annnnziata. Wie in allen damaligen italie-
nischen Festungsbauten so erkennt man ganz besonders in denjenigen
dieses Meisters den Zug zum Schön-Monumentalen. Von ihm ist die Vestei
von Civita Castellana. Ein pistojesischer Baumeister dieser Zeit,
Ventura Vitoni, gestaltete die Kirche der Umilta in Pistoja als gros-v
ses Octogon mit einer sehr edeln und reichen gewölbten Vorhalle. Klei-
nere Kirchen von demselben ebenda.
Einer der vorzüglichsten Horentinischen Architekten ist endlich Leo
Batista Alberti (1398-1472). Im Gegensatz gegen die naive Weise,
in welcher seine Zeitgenossen die Formen der antiken Architektur auf-
fassten, erscheint Alberti als der erste, der mit einem entschieden gelehr-
ten Studium des klassischen Alterthums hervortrat. Dies bezeugt zunächst
das von ihm verfasste Werk De re aedijicatoria. S0 sind auch seine
Gebäude diejenigen, in denen nicht blos die Formen der Antike _über-
haupt, sondern auch deren eigenthümliche Oombinationen den neueren
Bedürfnissen angepasst werden; er entwickelt in solcher Weise allerdings
einen (nach Maassgabe des römischen) reineren Styl, zugleich aber auch
eine grössere Nüchternheit des Getiihles, die bei solchem Streben fast
unvermeidlich war. Von ihm rühren zu Florenz, als charakteristische
Zeugnisse seiner Richtimg, zwei Paläste Rucellai her; ebendort der als;
Rotunde mit Kapellennischen ringsum gestaltete Chor von SS. Annun-
ziata. Sodann zu Mantua die Kirche S. Andrea, und zu Rimini die
Kirche S. Francesco. Die letztere (doch nur das Aeussere, während im
Inneren noch die Reste einer Anlage gothischen Styles sichtbar werden),
gilt als ein Hauptwerk; die äusserenLangseiten sind mit einfachen, aber
treiflichen Pfeilerarkaden geschmückt; die (unvollendete) Fagade dagegen
ist, ziemlich willkürlich, in den Formen eines römischen Triumphbogen-
dekorirt. Alberti leitet zu der Richtung derjenigen Meister hinüber, die-
sich im Anfange des 16. Jahrhunderts ausgezeichnet haben.
Nächst den ilorentinisehen Bauschulen des 15. Jahrhunderts erscheint
besonders die von Venedig von Bedeutung, die sich indess als eine
selbständig moderne erst in der späteren Zeit des Jahrhnnderts entwickelt
und in ihrer Eigenthümlichkeit auch noch in die frühere Zeit des folgen-
den hinüberreicht. Auch hier ist es die Palast-Architektur, die ein höhe-
res Interesse in Anspruch nimmt. Das System derselben ist zunächst im
Wesentlichen dasselbe, welches uns bereits in den venetianischen Palä-