Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

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Kunst des gothischen Styles. 
Die 
1492 vollendet, das Langhaus 1497 begormen. In bedeutenden Verhält- 
nissen, dem Wesentlichen nach in Sandstein ausgeführt, ist die Kirche 
fünfschiffig mit hohem Mittelschiif und reicher Choranlage sammt Kapel- 
lenkranz angelegt; das Aeussere hat ein entwickeltes Strebesystem.  
Mehr dem strengeren belgischen System verwandt zeigt sich die Lieb- 
frauenkirche zu Dortrecht, doch in ähnlich reich ausgebildeter Anlage. 
Aehnlich die Lorenzkirche zu Rotterdam, 1412 oder 1449-72 erbaut, 
nur durch hölzerne Gewölbe unterschieden. 
Ein Hausteinbau grossartiger und eigenthümlicher Axilage ist die 
Liebfrauenkirche zu Amsterdam, von 1408 bis nach 1470 ausgeführt, 
der Chor fünfschiflig mit Umgang und Kapellenkranz, das Langhaus 
fünfschiflig beginnend, dann dreischiffig und unvollendet schliessend. Die 
Gliederung der Pfeiler und der Arcaden, sowie die auf Consolen an- 
setzenden Dienste entsprechen auffallend dem System englischer Gothik; 
die Gewölbe sind nur in den Seitenräumen steinern, im Mittelschilfe von 
Holz.  Sodann die Stephanskirche zu Nimwegen, deren Chor, aus 
Haustein und Ziegeln errichtet, eine etwas ernüchterte Anlage zeigt, doch 
mit Umgang und Kapellenkranz ausgestattet. ist, in den Formen des 
15. Jahrhunderts, das Querhaus dreischiffig und gleich dem Mittelschiff 
mit tonnengewölbartiger Holzdecke im Styl der Renaissance versehen. 
Unter den Hochbauten mit vereinfachter Planform ist die dem löten 
Jahrhundert zuzuschreibende Kirche St. Bavo zu Harlem ein bedeuten- 
des Werk, doch nicht ohne Trockenheit der Behandlung; Ansätze von 
unausgeführt gebliebenen Strebebögen deuten auf die beabsichtigte Stein- 
wölbung, an deren Statt jedoch im 16. Jahrhundert die Hochräume mit 
Ausnahme der Vierung, hölzerne Sterngewölbe erhielten. Aehnlich die 
Ursulakirche zu Delft, das Schiff seit 1412, der Chor seit 1453 gebaut 
und 1476 geweiht, welche bis auf den Chorumgang ausschliesslich mit 
Holzgewölbe bedeckt ist, u. a. m.  
In der Schlusszeit tritt an einigen Monumenten die Steinwölbung, 
und zwar meist in kühner Behandlung, wieder auf. So am Chor der 
Martinskirche zu Grönin gen, dessen hohes Mittelgewölbe ohne Strebe- 
bögen ausgeführt ist; so die Katharinenkirche zu Utrecht vom 
Jahr 1524, und der "Chor der Johanniskirche daselbst, vom Jahr 
1539.  Endlich ist noch als sehr merkwürdiges Werk des letzten 
Ausganges mittelalterlicher Kunst die Johanniskirche zu G0 ud a zu 
nennen, die 1485 gegründet war, aber nach einem Brande von 1552 er- 
neuert wurde, mit rundbogigen Arkaden und durchgehender hölzerner 
Tonnenwölbung. 
Unter den Hallenkirchen haben mehrere die Steinwölbung und eine 
dem Hochbausystem entsprechende Stützengliederung. Dahin gehört die 
Michaelskirche zu Z wolle (1406-46), das Schiff der Martinskirche zu 
Gröningen: St- Jakob, St- Nicolas und St. Gertrud zu 
Utrecht, letztere jedoch mit Holzdecke u_ a" m_ 
Rundsäulen dagegen finden sich in einer grösseren Anzahl von Kir- 
chen, doch meist nur mit Holzwölbungen. Steinerne Gewölbe finden 
sich bei den östlichen Theilen der Kirche zu Amersfort seit 1430, bei 
der Martinskirche zu Bolsward seit 1446; hölzerne Gewölbdecken bei
	        
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