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Styles.
gothischen
Die Kunst des
gekünsteltes, in spielenden Dekorationsformen behandeltes Werk. Dom
System des Antwerpener Doms schliessen sich an: die Kirche St. Pierre
zu Löwen, deren Chor um 1433 erbaut wurde, mit einer mächtigen,
auf drei Thürme angelegten Fagade; Ste. Waudru zu Bergen (Mons),
circa 1450-1582 ausgeführt, ein durch erhabene Verhältnisse und reiche
Maasswerkausstattung hervorragender Bau; und die spätere Abteikirche
von St. Hubert (Luxemburg), 1526 begonnen und in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts vollendet. Verwandte Richtung bekunden die jünge-
ren Theile des Langhauses von St. Bavo zu Gent, 1533-50 erbaut;
die Kirche St. Jacques zu Lüttich von 1513-38, mit polygonem
Chor und Kapellenklanz ohne Umgang, zugleich in einer an spanische
Dekorationsweise erinnernden Ausstattung, namentlich mit iiligranartigen
Bogensäumungen und glänzend verzierten Stern- und Netzgewölben; eben-
daselbst die einfach strenge Kirche S. Martin, 1542 vollendet, mit klar
gegliedertem Bündelpfeiler. Als eins der edelsten Werke der Schluss-
epoche wird endlich die im J. 1793 zerstörte, von 1568-76 erbaute Ab-
teikirche von Lobet im Hennegau gepriesen.
Dekorative Arbeiten der Spätzeit sind die Kapelle des heil. Blutes
zu Brügge in ihren jüngeren Theilen, namentlich dem Seitenportikus
vom J. 1533, und die Kapelle du St. Sacrement des llliracles an Ste. Gu-
dule zu Brüssel, 1533-39 erbaut, beide schon mit Ilinneigung zu Re-
naissanceformen; ferner ein Prachttabernakel vom J. 1433 in St. Pierre
zu Löwen, besonders aber einige Lettner, vorzüglich in der letztgenann-
ten Kirche, in den Kirchen von Aerschot, von Tessenderloo, von
Dixmuiden, in S. Gommaire zu Lierre vom Jahr 1534, Werke einer
phantastisch üppigen Laune.
Unter den Profanbauten gehören dieser Zeit an: die Hallen zu Gent
vom J. 1424, die zu Antwerpen (für die Fleischer) von 1500-3 ausge-
führt; das Haus der Schiffer zu Gent vom J. 1531; vorzüglich aber das
Stadthaus zu Brüssel, ' 1401 gegründet und durch den Meister J. van
Thiemen erbaut, das glänzendste und grossartigste Werk dieser Art,
verbunden mit dem 340 Fuss hohen Glockenthurme der Stadt, dessen
schlanke Spitze 1455 durch J. de Ruysbrock beendet wurde; das
Stadthaus von Löwen, 1448 begonnen, im Aeussern 1459, im Innern
1463 vollendet, kleiner aber mit noch grösserem Reichthum der Aus-
schmückrmg; das einfachere, aber edel gegliederte Stadthaus zu Bergen,
seit 1458 erbaut, und ähnlich das zu Oudenarde, (1527-30), an wel-
chem die Motive der Stadthäuser zu Löwen und Brüssel zu neuen und
bedeutsamen Umgestaltungen verwendet erscheinen. Ferner das Stadthaus.
zu Gent, 1481 begonnen und erst spät vollendet, das von Courtray (1526
bis 1528 in einfacherer Behandlung; das prächtigere, doch nicht sehr bar-
monische von Arras und das zu Leau ebenfalls aus dem 16, Jahrhundgrt
Ein phantastisches Werk der Spätzeit war sodann die seit 1531 erbaute
neuerdings abgebrannte Börs e von Antwerpen, 2 offne, in zwei Geschossen
einen freien Hof umziehende Hallen auf Säulen und Flachbögen, deren
Dekoration bereits die Einliüsse der Renaissance verräth; ungefähr gleich-
' Denkmäler der Kunst,
Ebenda,