Vierte Periode.
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Weise behandelt, endlich ein Thurm von S. Jacques-de-la-Bouche-
rie, 1508-22 aufgeführt. Auch die glänzende Ausstattung des Giebels
der Ste. Ohapelle zu Paris, sowie der in dieser Zeit vollendeten Ste.
Chapelle zu Vincennes (um 1525) gehört hieher. Endlich ist eine
der tüchtigsten Thurmanlagen Frankreichs, der Obertheil des Nordwest-
thurmes der Kathedrale zu Chartres, 1507-14 von Meister Jean
Texier erbaut, ein Werk eleganter Dekorationskunst. Ebenso die von
demselben Meister ausgeführten Chorschranken derselben Kathedrale.
In der Ohampagne ist die Wallfahrtskirche Notre Dame de
PEpine bei Chälons sur Marne eins der eigenthümlich bedeutsamsten
Denkmäler; 1419 noch unter englischer Herrschaft von einem Meister
Patrick begonnen, dann nach einer Unterbrechung fortgesetzt und im
Wesentlichen 1459 beendet, hat sie ein dreischiffiges Langhaus von
schlichter, dem früheren System entsprechender Anlage, einen etwas schwer-
fälligen fünfschiffigen Chor mit Kapellenkranz, am Aeussern sodann ein
Vorwiegen horizontaler Abschlüsse, die Facade dagegen nach französischer
Anlage gegliedert, mit zwei Thürmen, von denen nur der südliche (1529)
vollendet ist. Höchste Pracht entfaltet sich sodann an der 1506-90
erbauten Facade der Kathedrale von Troyes, deren Fläche ganz mit
üppigem Maasswerk, Statuennischen und dergl. iiligranartig bedeckt ist;
drei Portale, mit tropfenartig niederhängendem Maasswerk umsäumt, öff-
nen sich zwischen den stark vorspringenden Strebemassen. Ebendaselbst
aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts der Chor von Ste. Madeleine
und das Innere des Schiffs von St. Jean-Baptiste, sowie aus der
letzten Zeit, schon mit Hjnneigung zur Renaissance und mit trocknem
Formenschematismus St. Nizier, St. Nicolas und St, Pantaleon.
Eins der prachtvollsten Werke phantastischer Dekoration ist endlich der
Lettner in Ste. Madeleine, 1506 von Meister Jean Gualdo oder
Gaylde ausgeführt.
Minder reich ist Burgund an Werken dieser Epoche. Die Kathe-
drale von Autun erhielt nach einem Brande vom J. 1465 den schlan-
ken Thurm auf dem Kreuze, die Kapellen des Langhauses und eine phan-
tastisch geschmückte Orgeltribüne. Ebenso die jüngeren Theile des Schif-
fes der Kathedrale von N evers, in zierlich schlanker Entwicklung.
Besondre Bedeutung hat sodann die Kirche Notre-Dame zu Brou, das
Mausoleum der burgundischen Fürsten, 1506-36 durch einen deutschen
Baumeister ausgeführt. Dreischiffig mit breiten Verhältnissen und schlich-
ter Ohoranlage hat sie eine lebendige Behandlung der Glieder, in der
Dekoration des Aeusseren dagegen manche willkürliche phantastische Ele-
mente. Ebenfalls aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts die Facade der
Kathedrale von Tours.
Die Bretagne Zeigt eine lebhaftere Bauthätigkeit, und in ihren aus
Granit errichteten Werken eine ernste Massenhaftigkeit, bisweilen um-
spielt mit barmker Dekoration: und verbunden mit gewissen englischen
Einflüssen. Die Kirche VOII F Olgoat (1419 vollendet) mit Fcnsterrose
III der östlichen Schlusswand; die Kathedrale zu Quimper, 1424 ge-
gründet, mit Bündelpfeiler und Gewölben auf Oonsolen, die Fagade mit
Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte. II. 14