Volltext: Handbuch der Kunstgeschichte (Bd. 2)

Vierte Periode. 
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Jüterbock, wo die Rathsstube mit buntem Zellengewölbe versehen ist. 
Auch die Thore mit ihren Thürmen werden stattlich angelegt und reich 
verziert. Die prachtvollsten Beispiele finden sich zu Werben, Tanger- 
münde und Stendal, mit mannigfachen Mustern in farbig glasirten Zie- 
geln dekorirt.  
In Pommern steht als eins der kolossalsten Werke dieser Gruppe 
die Marienkirche zu Stralsund da, 1416-78 aufgeführt, ein Hoch- 
bau von machtvollen Verhältnissen und kühner Höhenentwicklung, mit 
Chorumgang, dreischifligemiQuerhaus und westlicher Halle sammt mas- 
senhaft angelegtem Hauptthurm, in den Details dagegen roh und selbst 
barbaristisch.  Kleinere Bauten derselben Zeit sind die Johannis- 
Klosterkirche ebendaselbst, mit einer vollständigen Arkaden-Vorhalle; 
die achteckige Apollonienkapelle bei der Marienkirche, und die Ger- 
trudskirche bei Wolgast, ein zwölfseitiger Bau mit Mittelsäule und 
Zierlichem Sterngewölbe, dieser wohl noch aus dem 14. Jahrhundert 
datirend. ' 
In Hinterpommern ist zunächst zu nennen die Marienkirche zu 
Stargard, ursprünglich ein Hallenbau des 14. Jahrhunderts, der aber 
im 15. Jahrhundert durch bedeutende Erhöhung des Mittelschilfes zu 
einem Hochbau von ansehnlichen Dimensionen umgeschaffen wurde und 
einen Umgang um den polygonen Chor erhielt. Die Verhältnisse sind 
edel, in den Details jedoch fehlt es nicht an Willkürlichkeiten, so z. B. 
die Tabernakel an den Pfeilerkapitälen, im Uebrigen ist eine reiche 
Flächendekoration zur Anwendung gekommen.  Ebendaselbst ist als 
Hallenkirche aufzuführen die J ohanniskirche, angeblich 1408 gegrün- 
det, mit ähnlich reichen Schmucktheilen; ähnlich die Marienkirche zu 
Freienwalde, u. a. 
Der Profanbau weist einige stattliche Thoranlagen auf, wie zu Cam- 
min, Demmin, Pyritz, Stargard, sodann reich dekorirte Häuser-Faga- 
den zu Greifswald und besonders zu Stralsund am Rathhause; Eine 
eigeuthümliche Flächenverzierung durch Maasswerk blüht noch um die 
Mitte des 16. Jahrhunderts, wie ein Flügel des Schlosses zu Ucker- 
münde vom Jahr 1546 und der Giebel des Rathhauses zu Stargard 
u. a. beweisen. 
Preussen, das in der vorigen Epoche die glanzvolle Blüthenepochc 
seiner Architektur vornehmlich in den zahlreichen Schlossbauten der 
deutschen Ritter gesehen hatte, ist in der Spätzeit fast ausschliesslich 
dllfßh die Zahlreichen und zum Theil grossartigen Kirchenanlagen in 
Danzig vertreten. Das System ist das der Hallenkirche mit geringer 
Detailbehandlung, achteckigen Pfeilern, geradem Ghorschluss, bunten Netz- 
gewölben, mit Kapellenreihen zwischen den eingezogenen Streben, end- 
lißh meistens mit drei parallelen Satteldächern und demgemäss oft reich 
dekorirten Aussengiebeln. Hauptbau ist die kolossale Marienkirch e,' 
zuerst 1343 gegründet, aber seit 1400 bedeutend erweitert und bis in 
das 16. Jahrhundert hinein fortgeführt, ein Bau von grossartigen räum- 
lichen Verhältnissen, mit dreischiffigem Quer- und Langhaus, beide mit 
1 Denkmäler der 
Kunst,
	        
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