Vierte Periode.
201
erhielt, so dass die Krypta 1417-32, der Oberbau 1423-57, die Voll-
endung vom J. 1497 datirt. Der Bau ist mächtig, tünfschifiig, mit gleich
hohen, breit und licht entwickelten Schiffen angelegt; den polygonen
Chorschluss hat jedes Schiif für sich besonders. - Die Frauenkirche,
1449 oder 1458 gegründet, 1473 geweiht, ist eine schlichte Hallenanlage, die
Sich durch eine reich geschmückte Orgelempore auszeichnet. Unbedeutendere
Bauten daselbst die hl. Kreuzkapelle (1481-89) und die St. Annen-
kirche, 1508-12 durch Meister Albrecht Stieglitzer aufgeführt.
Ein altes mächtiges Stadtthor der sogen. „Kaisertrutz" datirt vom J. 1490.
Ein andrer schlichter Hallenbau ist die 1441-97 erbaute Petrikirche
zu Bautzen, gleich den übrigen dieser Gruppe mit achteckigen Pfeilern
und Netzgewölben versehen.
In Hessen und Westphalen herrscht der Hallenbau fast aus-
schliesslich vor, in Hessen zumeist noch mit Einwirkungen der Elisabeth-
kirche zu Marburg. Eine bestimmte Nachbildung derselben, nur in weit-
räumigerer Anlage, zeigt die Marienkirche zu Marburg, ähnlich die
rohere Franziskanerkirche zu Fritzlar, und die Martinskirche zu
Cassel, 1364 begonnen und 1434 vollendet, ein ansehnliches Gebäude
mit verschiedenartig behandelten Einzelformem- In Büdingen ist das.
„Jerusalemer Thor" ein stattlicher Profanbau vom Jahr 1543, das Thor
selbst von zwei kräftigen Rundthürmen eingeschlossen.
Dem Waldeckschen Lande gehört die Kilianskirche zu Korb ach,
ein fast quadratischer Hallenbau mit einfach vorgelegtem Chor vom Jahr
1335, das Schilf von 1420-50 ausgeführt.
Westphalen erhält erst in die-
K ser Epoche eine reichere und statt-
lichere Entfaltung seiner Architektur,
b hl' 1' h f d B
, glänzendste Beispiel ist die Lam-
i xVh-Qjljtlfi "bertikirche zu Münster, gegen
f s _ Ende des 14. und Anfang des 15. Jahr-
w 1 hlmderts errichtet, ein lichter, freier
Hallenbau mit lang hmaustretendem
64111; t "-51 b" Chor und zierlichem südlichem Ne-
i lJJ l benchor, besonders durch prächtige,
'1 V W i] etwas willkürlich entwickelte Fen-
[1 Ä ster ausgezeichnet, die Gewölbe mit
Ä reichen Netzverschlinvungen auch
i; lt das Aeussere lebendigoerndekdrirt als
M. d1es sonst in der westphallschen Go-
unster
Fcnstermaassiverk dcrLambei-tikirche zu thlk vorkommt. In Verwandtefr
Münster. (Nach Lübke.) Behandlung der Chor der Ludgeri-
kirche, und der prachtvolle Facaden-
schmuck des Doms sowie der Fenster seines südlichen Quergiebelß vom
Jahr 1568.
Ein Hallenbau von kühner, lichter Schlankheit und Weite ist die